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Sonntag
14.11.2004

Das Verhältnis zwischen den 750 Informationsbeauftragten des Bundes und Inland-Journalisten bleibt angespannt: «Einflüstern, einseifen, einheizen» - diese Reizwörter im zwischenmenschlichen Berufsverkehr behalten nach wie vor ihre Gültigkeit, wie aus den Voten und Gegenvoten am 14. Berner Medientag zum Thema Informationspolitik am Wochenende zu erkennen war. Zu reden gab insbesondere die Frage, ob der Informationsapparat des Bundes aufgebläht sei, berichtete die Nachrichtenagentur SDA.

Einen «besonders krassen Fall von Einseifen» nannte Tagungsmoderator Roland Jeanneret die Aktion des damaligen spanischen Ministerpräsidenten Aznar, der nach den Terroranschlägen von Madrid im März 2004 die Chefredaktoren der spanischen Zeitungen persönlich angerufen haben soll, um sie davon zu überzeugen, dass die ETA hinter den Bombenattentaten stehe.

Die Regierungspräsidentin des Kantons Bern, Barbara Egger-Jenzer, betonte, sie habe als Politikerin mit Einflüstern und Einseifen «nichts am Hut». Staatsbürgerinnen und -bürger hätten ein Recht auf eine offene und transparente Informationspolitik. Gleichzeitig kritisierte sie die Medienschaffenden: Deren Suche nach einer «heissen Geschichte» führe allzu oft zu diffamierenden persönlichen Angriffen.

Auch Oswald Sigg, Stabschef des Eidg. Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) und ehemaliger Kommunikationschef des Verteidigungsdepartements, kritisierte eine gewisse Tendenz zur «Empörungsbewirtschaftung» in den Medien. In der Verwaltung werde andererseits die Informationspolitik heute im Vergleich zu früher übertrieben. Den in der Bundesverwaltung beschäftigten Kommunikationsbeauftragten warf indessen «Weltwoche»-Bundeshausredaktor Urs Paul Engeler vor, ihr Ziel sei nicht die Information, sondern Meinungsbildung und politisches Taktieren.