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Dienstag
18.04.2006

«Nippelgate» hat auch in Europa bewusst gemacht, mit welch seltsamen Gesetzen sich die Medienschaffenden in den USA herumschlagen müssen. Jetzt wehren sich die vier grossen Networks ABC, CBS, Fox und NBC erstmals mit juristischen Massnahmen gegen die so genannten Anständigkeitsregeln im US-Fernsehen. Die «Indecency Rules» der Regulierungsbehörde FCC gelten ausschliesslich für terrestrisch verbreitete Programme, nicht aber für über Kabelnetze, Internet oder Satellit ausgestrahlte Inhalte. ABC, CBS, Fox und NBC halten die Regeln für nicht mehr zeitgemäss und berufen sich in ihrer Klage auf die Meinungs- und Redefreiheit. Auch Branchenbeobachter sehen aufgrund der rasanten Verbreitung der nicht-terrestrischen Übertragungswege eine gute Chance, die einseitigen Regeln notfalls vom obersten US-Gericht, dem Supreme Court, kippen zu lassen.

Mehrere Klagen seien bei Gerichten in Washington und New York eingereicht worden, berichtete die Tageszeitung «New York Times» am Montag. Die FCC hatte den betroffenen Unternehmen zuvor im März eine insgesamt vier Millionen US-Dollar schwere Busse aufgebrummt, weil obszöne Wörter oder Szenen in Spielfilmen, Serien oder TV-Shows gesendet wurden. Für eine Folge der auch in Deutschland beliebten Krimireihe «Without A Trace» sollen unter anderem 111 CBS-Stationen nach dem Willen der Medienwächter rund 3,6 Millionen US-Dollar bezahlen.