Die USA sind 2011 in der Rangliste der Pressefreiheit um 27 Positionen auf Platz 47 zurückgefallen, weil die Polizei die Berichterstattung über die Occupy-Proteste behindert hatte. «Innerhalb von zwei Monaten wurden mehr als 25 Fälle bekannt, in denen Journalisten verhaftet oder geschlagen wurden», teilte die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen mit, welche die Rangliste jedes Jahr aktualisiert. An der Spitze stehen gemeinsam Finnland und Norwegen. Platz 3 teilen sich die Niederlande mit Estland, das 2010 erst Platz 9 belegt hatte.
Die Schweiz liegt hinter Österreich, Island und Luxemburg auf Platz 8. Mit Namibia und den Kapverden sind erstmals zwei afrikanische Länder unter den ersten 20 zu finden. Den grössten Aufstieg innerhalb der Rangliste schaffte der Niger, wo sich die innenpolitische Lage nach den Wahlen im Januar stabilisiert habe. Das Land stieg um 75 Positionen auf Platz 29.
In Europa haben sich gemäss Reporter ohne Grenzen 2011 die Gegensätze zwischen den einzelnen Staaten weiter verschärft. Während Finnland, Norwegen und die Niederlande seit Jahren vordere Plätze in der Rangliste einnehmen, fielen Bulgarien (Platz 80) und Italien (Platz 61) deutlich zurück und gehören mit Griechenland (Platz 70) zu den Schlusslichtern der EU. «In Bulgarien wurden Journalisten, die über Korruption und organisierte Kriminalität berichteten, bedroht und gezielt angegriffen. In Griechenland arbeiteten Reporter und Fotografen während der Wirtschaftsproteste teilweise unter kriegsähnlichen Bedingungen», begründete Reporter ohne Grenzen die Platzierungen.
Deutschland belegt Platz 16, weil die Menschenrechtsorganisation vor allem den Zugang zu Behördeninformationen sowie den Schutz von Quellen und Informanten als schwierig erachtet. Grossbritannien verschlechterte sich insbesondere wegen der Abhöraffäre bei «News of the World» von Platz 19 auf 28. Ungarn rutschte derweil von Platz 23 auf Platz 40 ab, «weil die Regierung durch neue Gesetze übermässigen Einfluss auf die Arbeit der Medien» nehme. Die Türkei rutschte gar auf Platz 148 ab, weil Journalisten durch Überwachung und Verhaftungen unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung massiv eingeschüchtert worden seien.
Der am schlechtesten platzierte Staat Osteuropas ist Weissrussland (Platz 168), wo Präsident Alexander Lukaschenko nach der brutalen Niederschlagung von Demonstrationen im Dezember 2010 gemäss Reporter ohne Grenzen über 100 Blogger und Journalisten verhaften liess. Auch in Aserbaidschan (Platz 162), das 2012 Gastgeber des Eurovision Song Contest ist, habe die Staatsmacht nach Strassenprotesten im Frühjahr die Überwachung der Medien und des Internets erhöht.
Eritrea, Turkmenistan und Nordkorea nehmen auch 2011 wieder die hintersten Plätze auf der Rangliste der Pressefreiheit ein. Nur knapp davor liegen mit Syrien, Iran und China Länder, «in denen das Regime nicht nur gegen Journalisten mit brutaler Gewalt vorgeht».