Der Verleger des «Cleveland Plain Dealer», Doug Clifton, hat auf Anraten seiner Anwälte die Veröffentlichung zweier Beiträge gestoppt, weil er befürchtet, dass seine Reporter inhaftiert würden. Die Artikel beruhten auf Dokumenten, die «nicht auf legalem Weg einsehbar gewesen wären», berichtet die «New York Times» (NYT) in ihrer Sonntagsausgabe. Die grösste Tageszeitung im Bundesstaat Ohio befürchtet, dass ein Gericht die Reporter in Beugehaft nehmen könnte, um die undichte Stelle zu identifizieren. Clifton berief sich laut NYT auf Judith Miller. Die NYT-Journalistin war vergangene Woche verhaftet worden, weil sie sich geweigert hatte, ihre Informationsquelle bekanntzugeben. Der Verleger in Ohio gab im Gespräch mit der New Yorker Zeitung lediglich zu Protokoll, dass das der Zeitung zugespielte Material noch brisanter sei als dasjenige, das Miller zur Verfügung gestellt worden war. «Es handelt sich um Dokumente», so der Verleger weiter, «die jemand nicht anderen Menschen hätte zur Einsicht geben sollen». Dokumente, die «zutiefst bedeutsam» seien für das öffentliche Interesse, führte er aus, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Er würde es ausserdem ablehnen, diese Beiträge in nächster Zukunft zu veröffentlichen, erklärte er der New Yorker Zeitung weiter. «The Plain Dealer» ist 1842 gegründet worden, zählt zu den reputablen Blättern der USA und figuriert in Sachen Auflage in den Vereinigten Staaten auf Platz 21. Clifton hatte die Sache in einem Editorial publik gemacht, in dem er das Verhalten von Judith Miller und des «Time»-Journalisten Matthew Cooper verteidigt hatte, verbunden mit dem Hinweis, dass sein Blatt auf die Veröffentlichung zweier Beiträge verzichten würde.
Sonntag
10.07.2005