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Donnerstag
23.09.2004

Im Milliardenprozess gegen die US-Tabakindustrie haben die beklagten Firmen zwar Fehler eingeräumt, den Vorwurf des Betrugs aber vehement zurückgewiesen. «Von einer Verschwörung im Sinne organisierter Kriminalität kann absolut nicht die Rede sein.» Das sagte der Anwalt von Philip Morris, Theodore Wells, am Mittwoch vor Gericht in Washington. Das Justizministerium wirft den sechs beklagten Tabakfirmen vor, die Öffentlichkeit 50 Jahre lang betrogen zu haben. Sie habe die Gefahren des Rauchens wider besseren Wissens verschwiegen. Die Gewinne seien damit auf illegale Weise erworben worden und zurückzuzahlen. Es geht um eine Summe von 280 Mrd. Dollar (231 Mrd. Euro).

Wells räumte ein, dass das Verhalten einzelner Angestellter in der Vergangenheit falsch und bedauernswert gewesen sei. So hatte die Anklage am Tag zuvor aus internen Dokumenten zitiert, in denen Manager empfehlen, Studien über Nikotingefahren zu unterdrücken. Die meisten Dokumente stammten aus den 70er-Jahren, argumentierten die Anwälte der Firmen. Nach Angaben von Wells informieren die Tabakfirmen inzwischen seit Jahren unverblümt über die Gefahren des Rauchens, schreibt die «Welt» am Mittwoch. «Jeder der Beklagten sagt der amerikanischen Öffentlichkeit heute klar und deutlich, dass Rauchen gefährlich ist», sagte Anwalt Wells. Das Justizministerium muss nicht nur einen Verstoss gegen das Gesetz zum Kampf gegen die organisierte Kriminalität nachweisen, sondern auch, dass ähnliches Verhalten in Zukunft nicht auszuschliessen sei. Der Prozess dürfte sechs Monate dauern. Das Urteil fällt eine Richterin ohne Geschworene.