Die US-Regierung soll Militärexperten beeinflusst haben, damit sie positiv in den Medien über den Irak-Krieg oder das Gefangenenlager Guantánamo berichteten. Dabei wirkte das Pentagon auf hochrangige US-Militärs ein, um diese auf ihren Einsatz bei verschiedenen TV- und Radiostationen vorzubereiten, schrieb die «New York Times» am Sonntag. Die Kommunikationsexperten betrachteten die Militärexperten als wichtiges Instrument, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und auch um der Kritik an Guantánamo zu begegnen. Die Zeitung berichtete, dass die Militärexperten - in der Regel pensionierte Top-Offiziere - wegen ihrer Verträge mit der Rüstungsindustrie und anderer Dienstleister der Streitkräfte in das Interessengeflecht des Verteidigungsministeriums eingebunden waren.
Über die Tätigkeit der Ex-Offiziere als Berater, Lobbyisten oder leitende Mitarbeiter in Unternehmen der Rüstungsbranche seien die Fernsehzuschauer nicht informiert worden. Der Ex-Oberst und Mitarbeiter des Fernsehsenders NBC, Kenneth Allard, sprach demnach von einer wohlüberlegten PR-Strategie der Regierung: «Das war eine abgestimmte, aktive Politik.» Der Pentagon-Sprecher Bryan Whitman verteidigte gegenüber der Zeitung die Bemühungen als «ernsthaften Versuch, die amerikanischen Bürger zu informieren». Es sei absurd zu glauben, diese renommierten Ex-Offiziere liessen sich als «Marionetten» missbrauchen.
75 pensionierte US-Offiziere gehörten dem Bericht zufolge zum Netzwerk des Pentagons. Sie hatten privilegierten Zugang zu Informationen und führenden Mitgliedern der Streitkräfte und der Regierung. Die Militärexperten traten in allen wichtigen US-Radio- und Fernsehsendern auf. Mindestens neun der Ex-Offiziere haben demnach auch für die «New York Times» Meinungsartikel geschrieben.
Sonntag
20.04.2008