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Sonntag
27.07.2008

Dass der Umgang mit der Öffentlichkeit und damit mit den Medien einem Gang durch ein Minenfeld – und das alles mit einem fröhlichen Lächeln – gleicht, erleben zurzeit nicht nur Bundesrat Samuel Schmid und der zurückgetretene Armeechef Roland Nef. Einen ähnlichen Slalom um alle möglichen Fettnäpfchen absolvieren auch die amerikanischen Präsidentschaftskandidaten, aufmerksam belauert von den jeweiligen gegnerischen Hilfstruppen. Es gilt das Motto: Wenn es dem eigenen Präsidentschaftsanwärter zu dienen verspricht, kann es die Gegenseite nicht richtig machen.

So war der republikanische Kandidat John McCain offensichtlich sauer auf die Punkte, die der demokratische Gegenspieler Barack Obama in Europa und da vor allem in Berlin gesammelt hatte. Der Senator aus Illinois ziehe einen «Haufen unterwürfiger Deutsche« einem Besuch bei verwundeten Truppen vor, sagte McCain-Sprecher Tucker Bounds in Anspielung auf Obamas umjubelte Rede vor der Berliner Siegessäule.

Tatsächlich hatte Obama einen Besuch im US-Militärkrankenhaus in Landstuhl kurzfristig abgesagt - aber nicht mangels Sympathie für die verwundeten Kriegsopfer, sondern weil das US-Verteidigungsministerium Bedenken angemeldet hatte. In Afghanistan und im Irak hatte sich Obama einige Tage zuvor durchaus mit Truppen getroffen, dort allerdings als Mitglied einer offiziellen Kongressdelegation.

Und das nächste Fettnäpfchen steht bereit: Nach einem Treffen mit dem Dalai Lama hat McCain die Menschenrechtssituation in China kritisiert. Zwar wünschten die USA gute Beziehungen zu Peking, sagte McCain nach seinem Gespräch mit dem religiösen Oberhaupt der Tibeter. Aber die USA und andere Demokratien erwiesen dem chinesischen Volk keinen Dienst, «wenn wir vorgeben würden, dass die Unterdrückung von Rechten in China uns nicht betrifft», sagte der Senator dem US-Sender ABC zufolge.