Wirklich überraschend ist es ja nicht: Das US-Justizministerium spioniert einem Zeitungsbericht zufolge im grossen Stil die Handydaten seiner Bürger aus. Die polizeiähnliche Justizbehörde der US-Marshals lasse regelmässig Kleinflugzeuge aufsteigen, die durch einen technischen Trick die Identifizierungsnummern und Aufenthaltspunkte von Mobiltelefonen auslesen, berichten US-Medien.
Demnach steigen die Flugzeuge von fünf verschiedenen Flughäfen im ganzen Land auf und sammeln bei jedem Flug die Daten zehntausender Mobilfunkgeräte. An Bord der Flugzeuge ist dem Zeitungsbericht zufolge eine sogenannte «dirtbox» (deutsch: Schmutzkasten), wobei «dirt» eine Abkürzung für Digital Recovery Systems Inc sei. Diese Herstellerfirma des Geräts gehört zum Boeing-Konzern. Das Gerät täuscht vor, ein Mobilfunkmast zu sein.
Weil Handys darauf programmiert sind, sich stets beim nächstgelegenen Mast einzuwählen, stellen sie automatisch eine Verbindung zur «dirtbox» her, wenn diese vorüberfliegt, wie die Medien berichten. Dabei werden sensible Daten des Handys preisgegeben. Die Lokalisierung der Handys auf bis zu drei Metern genau soll so möglich sein.
Die Technik könnte der Suche nach mutmasslichen oder verurteilten Verbrechern dienen. Die US-Marshals sind mit dem Transport von Gefangenen und der Jagd auf flüchtige Verbrecher betraut. Das US-Justizministerium verweigerte den US-Medien zufolge jeden Kommentar.
Unter Berufung auf Eingeweihte berichteten die Medien, dass das Programm fast die gesamt US-Bevölkerung betreffe. Der Cheftechniker der
US-Bürgerrechtsorganisation ACLU, Christopher Soghoian, bezeichnete das Programm im Gespräch mit dem Blatt als «Schleppnetzüberwachung» und als «unentschuldbar».