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Sonntag
25.06.2006

Ein Pekinger Gericht hat seinen Urteilsspruch gegen einen chinesischen Mitarbeiter der Zeitung «New York Times» um einen Monat verschoben. Der Journalist ist wegen Verrats von Staatsgeheimnissen und Betrugs angeklagt. Das Gericht wolle Beweisstücke und juristische Dokumente einer erneuten Prüfung unterziehen, sagte der Anwalt des Angeklagten Zhao Yan, Guan Anping, am Sonntag.

Es gebe viele Widersprüche zwischen den Darstellungen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung, deshalb sei Sorgfalt geboten. Die Behandlung des Falls sei für die Glaubwürdigkeit der chinesischen Justiz von grosser Bedeutung, betonte der Anwalt. Zhao war am 17. September 2004 festgenommen worden, nachdem die «NYT» vorab über den Rückzug des damaligen Präsidenten Jiang Zemin von der Armeespitze berichtet hatte. Die Behörden warfen Zhao daraufhin Verrat von Staatsgeheimnissen vor, was in China mit der Todesstrafe geahndet werden kann. Der Fall führte zu Verstimmungen zwischen Peking und Washington, das Zhaos Freilassung und Presse- und Meinungsfreiheit in China fordert.