Die Urheberrechtsindustrie tut sich schwer damit, die Möglichkeiten der legalen digitalen Verbreitung geschützter Werke für lukrative Geschäftsmodelle zu nutzen. Dies ist das Ergebnis einer Tagung der Schweizerischen Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften in Bern vom Donnerstag. Profitiert hätten von diesen Möglichkeiten bisher ausschliesslich die Nutzer, die einen erleichterten Zugang zu Inhalten hätten und sich zusehends daran gewöhnten, diese Inhalte über Peer-to-Peer-Netzwerke kostenlos mit anderen Nutzern auszutauschen, sagte Referent Rolf Auf der Maur gemäss Medientext.
Die gegenwärtige Revision des Urheberrechts habe die schwierige Aufgabe, die Interessen der Nutzer und jene der Rechte-Inhaber unter einen Hut zu bringen. Die Rechte-Inhaber suchten laufend nach Möglichkeiten, die Verbreitung und Nutzung von digitalisierten Inhalten über elektronische Netzwerke zu kontrollieren. Die in der Revision geplante Regelung stelle zwar den Versuch eines sehr differenzierten Interessensausgleichs dar, erklärte Auf der Maur: «Doch ist sie aufgrund ihrer Komplexität in der Praxis kaum umsetzbar.»
Kritik an der Revisionsvorlage äusserte auch Peter Mosimann von der Universität Basel. Diese greife im Bereich von Urheberrecht und Digitalisierung zu kurz. Sie vermeide es, das Verhältnis zwischen individueller und kollektiver Verwertung von Produkten moderner Contentanbieter zu hinterfragen. So würden die Nutzer gemäss der Vorlage unvermindert die angemessenen Vergütungen an die Verwertungsgesellschaften zahlen, auch wenn sie den individuellen Verwertern (Conteninhaber) gemäss dem Digital Rights Management eine Vergütung bezahlt hätten. «Der Nutzer zahlt somit doppelt», bemängelte Mosimann.
Für eine Harmonisierung der Unterschiede und ein Schutzgefälle der nationalen Urheberrechtsgesetze plädierte Referentin Claudia Christen. Das Internet kenne schliesslich keine territorialen Grenzen, und ein Werkexemplar könne in beliebig vielen Ländern gleichzeitig abgerufen, heruntergeladen und weiterverbreitet werden.
Donnerstag
21.04.2005