Die Kontroverse zwischen der Initiative Kunstfreiheit.ch und Suisseculture geht in eine neue Runde. Der Vizepräsident von Suisseculture, Mathias Knauer, nahm Anfang Oktober in einem Brief an die Initianten kritisch Stellung, wie der Klein Report am 22. Oktober schrieb. Am Montag nun haben Annette Schindler und Felix Stalder ihre Antwort bekannt gemacht, und sie hoffen, dass der Briefwechsel «den Auftakt einer ernsthaften Diskussion darstellt».
In ihrem Antwortbrief an Mathias Knauer weisen sie eingangs darauf hin, dass der Gesamtvertretungsanspruch von Suisseculture für «die Schweizer Kunstschaffenden» nicht ganz gerechtfertigt sei, da inzwischen immerhin 470 Künstlerinnen und Künstler den offenen Brief zur Kunstfreiheit unterzeichnet hätten. Als «Hauptproblem der Position von Suisseculture» sehen Schindler und Stalder, «dass in keiner Weise berücksichtigt wird, dass Künstlerinnen und Künstler nicht nur Produzenten von kulturellen Werken sind und den entsprechenden Schutz ihrer Werke benötigen, sondern auch Nutzerinnen und Nutzer» derselben - und daher eben auch «den freien Zugang zu Werken brauchen, damit sie daraus Neues schaffen können». Mit dem von Kunstfreiheit.ch geforderten «freien Zugang» sei «nicht notwendigerweise Gratis-Zugang gemeint», sondern «frei im Sinne von erlaubnisfrei». Schindler und Stalder finden eine strikte Interpretation des Urheberrechts unangemessen wie die daraus folgenden Rechtsansprüche und konstatieren, dass dies «nicht im Interesse der produzierenden Kunstschaffenden sein kann».
Nach Meinung der Initianten «wäre es an der Zeit, dass sich Suisseculture für eine aktuellere Definition der Balance zwischen Kontrolle durch die Rechteinhaber und den Rechten der Künsterlerinnen und Künstler, die eben oft auch Nutzerinnen und Nutzer sind, einsetzt». Ein weiterer Kernpunkt der Kontroverse betrifft die unterschiedliche Einschätzung «technischer Schutzmassnahmen» wie DRM (Digital Rights Management). Dazu schreiben Schindler und Stalder, dass die Position von Suisseculture «keinen Bezug zur realen Situation erkennen» lasse. Suissculture vertrete in dieser Frage «illusorische Positionen, die in der Praxis nur der Verwertungsindustrie - jene die Nutzungsrechte verwalten - nützen». Auf die Erwiderung von Suisseculture darf man gespannt sein. - Zur Erinnerung: Podium Kunstfreiheit in Zürich: «Urheberrecht für die Mottenkiste?» und «Kunstfreiheit» versus «angemessene Entschädigung»
Montag
30.10.2006