Bei UPC Cablecom kann man die Kritik am Beschluss, sich bis vor Bundesgericht gegen die Aufschaltung von Joiz in der analogen Programmpalette zu wehren, nicht nachvollziehen. Als «verbissenen Kampf gegen die Aufschaltung eines Jugendsenders» will man das Vorgehen ohnehin nicht verstanden haben. «Es geht im vorliegenden Fall nicht um den Sender an sich, sondern einzig um die Tatsache, dass wir die Frage der Kriterien für eine Must-Carry-Verpflichtung endgültig geklärt haben möchten», sagte Eric Zeller, Pressesprecher von UPC Cablecom, am Donnerstag gegenüber dem Klein Report.
«Wir begrüssen das Projekt von Joiz als Spartensender für die Schweizer Jugend und freuen uns, dass wir den Sender seit dem ersten Sendetag in unserem digitalen Netz verbreiten können. Wir sind einfach der Meinung, dass die digitale Verbreitung genau das richtige ist für einen Sender der `Digital Natives` von heute», so Zeller. UPC Cablecom habe dem Sender im digitalen TV-Angebot einen prominenten Sendeplatz unter den Top-25-Sendern zugewiesen. Die Reaktionen auf die entsprechenden Medienberichterstattungen zeigten, dass Cablecom mit dieser Meinung nicht allein dastehe.
«Bereits heute verfügen rund 1,2 Millionen der insgesamt 2,1 Millionen Haushalte in der Deutschschweiz über einen Zugang zum digitalen TV-Angebot. Bei einer Internetpenetration von aktuell 94 Prozent haben sich zudem rund 800 000 User bei Online-TV-Diensten wie Zattoo, Wilmaa oder Teleboy registrieren lassen und können so das Programmangebot von Joiz gratis empfangen», rechnete Zeller vor. Den übrigen Internetusern stehe zudem via Heim-PC oder multimediafähigem Mobile-Gerät seit Kurzem ein Livestream auf der Website des Senders offen. Dort könne das Programmangebot in HD-Qualität, das heisst in noch besserer Auflösung als über das Digital-TV-Netz, abgerufen werden.
«Vergessen wir nicht, dass Joiz sich überhaupt erst durch die Verbreitung über zahlreiche Kabelnetzanbieter etablieren konnte. Wenn nun einige Zuschauerinnen und Zuschauer Joiz statt über das analoge Netz via HD-Streaming oder Online-TV-Dienste empfangen müssen, so geschieht das in zahlreichen Fällen ebenfalls über das Kabel-TV-Netz», so Zeller. «So gesehen leisten wir bereits heute einen wesentlichen Beitrag, dass diese überhaupt erst in den Genuss des Senders kommen. Wir haben also überhaupt keine Angst, dadurch an Reputation zu verlieren», erklärte der UPC-Cablecom-Pressesprecher.
Die Petition «MyMy Cablecom!» habe man zur Kenntnis genommen. Man freue sich, dass Joiz es offensichtlich geschafft habe, den Bedürfnissen seiner jugendlichen Zuschauer gerecht zu werden. «Andererseits greift diese Petition in ein laufendes Verfahren ein, wir können also gar nicht darauf eingehen», so Eric Zeller.
Auf die Frage, welcher Sender Gefahr läuft, aus der analogen Programmpalette gestrichen zu werden, wenn das Bundesgericht die Bakom-Verfügung bestätigen würde, antwortete Zeller: «Von den insgesamt 36 analog verbreiteten Sendern ist die Mehrzahl entweder durch bestehende Must-Carry-Verpflichtungen oder bestehende Verträge mit den Sendeanstalten gesetzt. Falls am Ende des rechtlichen Prozesses eine zusätzliche analoge Aufschaltung von Joiz nötig wird, werden wir aus den möglichen Sendern denjenigen auswählen, der relativ am wenigsten Reichweite/Zuschauer hat und diesen künftig ausschliesslich digital verbreiten», sagte er gegenüber dem Klein Report. Einen konkreten Sender könne UPC Cablecom zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen, da sich die Rahmenbedingungen, zum Beispiel durch auslaufende Verträge, ständig ändern würden.