Mit der weinerlichen Schlagzeile «Ich kapituliere vor übler Diffamierung» aus der Feder von Chefredaktor Peter Kleiber ist die Basler «Stadt-Zeitung» mit Datum vom 5. Mai am Donnerstag offiziell zum letzten Mal erschienen. Dafür ist das Konkurrenzprodukt «Stadt-Zytig» von Beat Alder wieder auf dem Markt am Rhein-Knie mit einem hässlichen Frontalangriff auf Kleiber und seine Getreuen: «Das sind die Männer, welche die Stadt-Zytig geklaut haben!» Doch die damit vorerst beendete Schlammschlacht der beiden Gratistabloid-Zeitungen geht weiter, da noch verschiedene Gerichtstermine anstehen.
Begonnen hat die jetzt über mehrere Zeitungsseiten ausgebreitete unappetitliche Geschichte im April des vergangenen Jahres. Damals startete «Gratiszeitungs-König» Rolf-Peter Zehnder aus Wil SG zusammen mit dem Journalisten Beat Alder unter dem Namen «Stadt-Zytig» ein weiteres Gratisblatt zu seinen zwei Dutzend weiteren Blättern. Doch die Sache ging nicht lange gut. Bereits im Herbst gerieten sich Zehnder und Alder im Streit um Geld in die Haare. Die turbulente Auseinandersetzung mit zahlreichen Gerichtsklagen trat anfangs des Jahres 2006 in eine neue Phase, als der ehemalige «Stadt-Zytig»-Mitarbeiter Peter Kleiber seinerseits eine «Stadt-Zeitung» lancierte, die er neckisch als «Das Original» bezeichnete. Dazu setzte er Geräte ein, von denen der krank geschriebene Alder behauptete, sie seien in seinem Besitz.
Jetzt überschlugen sich die Ereignisse wie im Dorftheater: Polizeieinsätze, Auftritt eines «Schlägertrupps», eine wilde Verfolgungsjagd auf der Autobahn und immer wieder Gerichtstermine sind die Zutaten zu diesem Cocktail. Über mehrere Seiten breitete Beat Alder jetzt die «Zeitungspiraterie» vor den Lesern aus und zitierte genüsslich aus Gerichtsakten. «Was sich Beat Alder an Diffamierungen gegenüber Kunden und der Öffentlichkeit erlaubte, verstösst zwar gegen Gesetz und Anstandsregeln, zwingt uns aber ohnmächtig in die Knie», beklagte sich jetzt Kleiber und behauptete, es werde «auf allen Ebenen und mit allen Mitteln gegen uns geschossen und vorgegangen». «Ach was, ihm ist schlicht das Geld ausgegangen, wogegen ich solide finanziert bin», tat Alder am Donnerstag gegenüber dem Klein Report diese Vorwürfe ab.
Was bleibt, ist eine Gratis-Tabloidzeitung unter dem ursprünglichen Namen «Stadt-Zytig», deren Verlagsrechte Beat Alder für einen Franken von Rolf-Peter Zehnder gekauft haben will. Drucken lässt er das Blatt im süddeutschen Offenburg - «zur Hälfte dessen, was mir Zehnder abknöpfen wollte», empört sich Alder. Die Auflage betrage 53 000 Exemplare und werde per Post in alle Haushalte des Kantons Baselstadt verteilt sowie in Restaurants aufgelegt, gab er bekannt. Vielleicht steht dann auch wieder einmal eine Geschichte drin, die sich nicht mit Streit-Interna befasst. Jedenfalls kündete Alder gegenüber dem Klein Report an: «Ich mache knallharten Boulevard.» - Mehr dazu: Rolf-Peter Zehnder gibt auf TeleBasel Beat Alder Recht, Basler «Stadt-Zeitung» statt «Stadt-Zytig» und Wirrwarr um Basler «Stadt-Zytig»-Verlagsrechte
Donnerstag
04.05.2006