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Mittwoch
16.07.2025

TV / Radio

Für eine demokratische Radiolandschaft: Reto Wettstein... (Bild: zVg Homepage)

Für eine demokratische Radiolandschaft: Reto Wettstein... (Bild: zVg Homepage)

Die Nerven liegen blank. Die Fronten schliessen sich. Im Ringen um die Begrenzungsinitiative «200 Franken sind genug» wird die staatlich verordnete Abschaltung von UKW zur Kampfzone. 

Nun erhält die SRG Unterstützung von überraschender Seite – von der Unikom, dem Verband unabhängiger Radios und Audiomedien.

Dabei geht es vorerst um Statistiken und Zahlen – und um die Mediapulse AG für Medienforschung. Das Unternehmen aus Bern spielt im Frequenz-Kampf eine nicht zu unterschätzende Rolle. Es liefert die Hörerzahlen – und verbreitete kürzlich besorgniserregende Statistiken. Nach dem Wechsel von UKW auf DAB+ hätten die SRG-Radiosender (zum Beispiel SRF 1, SRF 3) massiv an Hörerschaft verloren – rund 470’000 Hörer weniger im Vergleich zum Vorjahr. Der Marktanteil von SRF 1 sank demnach von 26 Prozent auf 23 Prozent, derjenige von SRF 3 von 14 Prozent auf 11,2 Prozent, wie der Klein Report berichtete.

Die Zahlen belegen auch: Privatradios wie Radio 24, Radio Pilatus und Radio Zürisee konnten von diesem Rückgang profitieren und teilweise stark zulegen. Auch ausländische Radiosender (zum Beispiel SWR 3) gewinnen, da ihre UKW-Signale nun besser empfangbar sind. 

Dies ist Wasser auf die Mühle von Radiopionier Roger Schawinski, der die UKW-Abschaltung für einen epochalen Fehler hält. Er fordert ein Umdenken der Politik und will zurück zum Status-quo.

Nun schaltet sich eine neue Stimme ein – diejenige von Unikom, dem Verband unabhängiger Radios und Audiomedien. Dem Verband gehören Klein- und Spartenradios an wie Lora aus Zürich, Radio Maria aus Brig-Glis oder Radio Glarissimo aus Netstal. Sie haben etwas gemeinsam: Praktisch alle senden digital.

In einem Offenen Brief an Bundesrat Albert Rösti, die zuständigen parlamentarischen Kommissionen und an das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) stellen Unikom-Vorstandsmitglied Reto Wettstein und Sekretär Armin Köhli die Messmethoden in Frage.

Der Vorwurf: Die von Mediapulse verwendete Methode mit der Mediawatch ist aus methodischer Sicht ungeeignet, kurzfristige und kleinteilige Entwicklungen im Radiomarkt zuverlässig abzubilden. Die Erhebungen seien starken Schwankungen und Zufälligkeiten unterstellt.

Reto Wettstein, Gründer der digitalen Radiomarketing Plattform Radio 2Go, spricht gegenüber dem Klein Report von einer «Marktverzerrung» zugunsten der arrivierten Privatradios. Die Unikom dagegen stehe für eine vielfältige und liberale Radiolandschaft.

Oder mit anderen Worten: Erst DAB+ ermögliche (dank der viel grösseren Zahl an Sendeplätzen) eine dynamische und unabhängige Radiowelt.

Dazu passt auch die Quintessenz des Offenen Briefs an Bundesrat Rösti: «Entscheidend ist nicht, wie lange UKW künstlich am Leben gehalten wird, sondern wie digitale Angebote weiterentwickelt werden. Innovation braucht politische Unterstützung. Wer lebensfähige Radios will, muss sie auch ermöglichen.»

Dem Klein Report sagt Wettstein: «Ich vertraue einem stoischen Medienminister.» Schliesslich sei der politische Entscheid zur UKW-Abschaltung schon lange gefallen – und viel Steuergeld dafür investiert worden.

Der langen Rede kurzer Sinn: Reto Wettstein tönt (fast) wie Roger Schawinski. Aber Wettstein kämpft gegen Schawinski.