Der neue Schweizer Privat-TV-Sender U1 TV Station hat vom Bundesrat eine 10-jährige Sendekonzession erhalten, wie der Sender am Mittwoch in einer Medienmitteilung bekannt gab. Der Bundesrat beurteile die Finanzierung des Programms und den geplanten Werbe- und Sponsoring-Einnahmen allerdings skeptisch, schreibt das BAKOM. Anderseits wolle er gemäss seinen Konzessionierungsgrundsätzen Gesuche nur im Extremfall ablehnen. Entscheidend sei, dass eine wirtschaftliche Finanzierung von U1 vorhanden sei, schreibt das BAKOM. Der Bundesrat habe zur Kenntnis genommen, dass die TV-Projekte der Soravia-Gruppe in München und Berlin mit einem ähnlichen Konzept erfolgreich verliefen.
«Wir sind glücklich, und der Entscheid entspricht absolut unseren Erwartungen», sagte Beni Leoni, Chefredaktor von U1 TV Station, dem Klein Report auf Anfrage. U1 wird aus seinen Studios in Schlieren ZH ein deutschsprachiges Programm mit nationaler Verbreitung senden. Das Programm setzt sich nach Angaben der Macher aus Nachrichten, Unterhaltungsformaten, Dokumentationen und Sport-, Talk- und Reality-Sendungen zusammen. Der Sendestart sei noch in diesem Dezember vorgesehen. «Wir sind im Moment in der Pilotphase», so Leoni, «ab Montag machen wir täglich Pilotsendungen. In den meisten Bereichen sind wir startklar.»
U1 TV Station gehört zu der Kanal 1 TV AG in Schlieren. Die Kanal 1 TV AG besitzt ein mehrheitlich Schweizerisches Aktionariat, welches sich aus Persönlichkeiten der Schweizer Wirtschaft und Medien zusammensetzt. Die gewichtigste Minderheitsaktionärin ist die Kanal 1 Fernsehbetriebsgesellschaft Wien, welche unter anderem massgebliche Beteiligungen an den Fernsehsendern TV.München und TV.Berlin hält. Die Redaktion von U1 TV Station zählt 40 Mitarbeitende, Koproduktionen mit den beiden deutschen Sendern sind geplant.
Die Medienökonomin Gabriele Siegert von der Uni Zürich ist etwas skeptisch inbezug auf den Erfolg des neuen TV-Senders. «Es erfordert viel Pioniergeist», sagte sie auf Anfrage. U1 starte ausgerechnet in einer Zeit der Konjunkturflaute. Die Schwierigkeiten seien aber vielschichtig. Der kleine Markt allein mache es nicht aus, wie eine Studie über Dänemark zeige, das grössenmässig mit der Deutschschweiz vergleichbar sei. Die deutschsprachigen Privat-TV-Sender seien sehr präsent. Der Schweizer Fernsehproduktionsmarkt sei nicht besonders stark - es sei deshalb nötig, auf internationale Formate zurückzugreifen oder eigene Produktionen zu realisieren - beides sei sehr teuer. Siehe auch Neuer TV-Sender U1 in den Startlöchern, Oliver Ali Liebl wird News-Moderator
Mittwoch
12.11.2003