Ausländische Medien schreiben den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi manchmal schon ab, aber in Italien selbst würden derzeit nur wenige riskieren, auf den Wahlausgang am nächsten Wochenende viel Geld zu verwetten. Daran hat auch das letzte TV-Duell in der Nacht auf Dienstag nichts geändert. Die Debatte mit Herausforderer Romano Prodi hat nach Einschätzung von Beobachtern keinen klaren Sieger ergeben. Berlusconi wirkte zwar längst nicht so nervös wie beim ersten Mal, aber seine Breitseiten kamen ritualhaft und beleidigend über den Bildschirm. Der Wirtschaftsprofessor und ehemalige EU-Kommissionspräsident sei ein «nützlicher Idiot» und ein Gefangener seiner kommunistischen Bündnispartner.
Aber auch Prodi war nicht zimperlich: «Herr Berlusconi klammert sich an Zahlen wie ein Betrunkener an einen Laternenpfahl», tat er die vollmundige Regierungsbilanz ab. Berlusconi reagierte empört, verlangte das Einschreiten des Moderators, die Spannung im Studio stieg - das ist das Spektakel, das Italiener lieben. Mit seinem Überraschungscoup, die Steuern für Eigenheime zu streichen, hat der Medienmann Berlusconi zu dem Mittel gegriffen, das er am besten beherrscht: Versprechungen, professionell inszeniert, persönlich vorgetragen. - Mehr dazu: Berlusconi und Prodi im TV-Duell
Dienstag
04.04.2006