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Freitag
30.11.2012

280 Fachleute aus den Bereichen Medien, Verlag, Vermarktung, Werbeagenturen, Marketing und Kommunikation trafen sich am Donnerstag im Zürcher Kaufleuten zur dritten Ausgabe der Fachveranstaltung TV 2.0 Summit.

Die Veranstaltung versuchte Antworten auf die Frage zu geben, wie unter der rasanten digitalen Entwicklung erfolgreiche Geschäftsmodelle, Strategien und Vermarktungskonzepte im Zeitalter von Web-, Hybrid- und Digital-TV aussehen und wie diese umgesetzt werden können.

Auf eine Kurzformel gebracht, bemühten sich die drei Player auf dem digitalen Medienmarkt - TV-Sender, TV-Vermarkter und Onlineanbieter - um einen Dialog, jedoch blieben Ansätze zu Kooperationsideen aus. Die Medienentwickler im Internet wie Oliver Flückiger (Rayneer) brachen eine Lanze für den personalisierten Medienkonsum, weil dies die Jugend bereits heute praktiziere und so neue Ideen zu einem veränderten digitalen Medienmarkt formuliere.

Insgesamt aber wagte sich keiner der Referenten aus dem Schatten heraus; noch gebe es keine Modelle, um alle die auf das Internet 2.0 ausgerichteten Aktivitäten kommerziell zu verbinden und damit Kasse zu machen.

Während die Sprecher der etablierten, unter staatlichem Einfluss stehenden Medienunternehmen, wie SRG-Generaldirektor Roger de Weck oder Christian Petit von der Swisscom, ihre Flexibilität gegenüber den neusten digitalen Trends bekundeten, skizzierte Christoph Bauer, CEO der AZ Medien, die Position eines regionalen Medienplayers, der für den TV-Bereich auch Gelder aus dem Gebührentopf bezieht.

Nach den Referaten folgte ein Panelgespräch der vier Gäste, an das auch Roger Schawinski, vermutlich als Spielverderber, aufgeboten wurde. Er wies auf die Problematik der einzelnen Sendungen hin und meinte, Inhalt und Image eines Senders müsse genau untersucht werden; nicht auf jedem Sender funktioniere ein Sendekonzept.

Schawinski konterte Roger de Weck (59) und registrierte das Fehlen der Jugend im Konzept der SRG. Das Publikum der SRG-TV-Sender sei durchschnittlich 60 und 70 Jahre alt und damit nicht mehr bei den jungen Leuten, bemerkte der 67-Jährige.

Der SRG-Generaldirektor setzt auf «Swissness» und die neuen Sendekonzepte im TV-Bereich wie «Die Gipfelstürmer». Für den Beobachter der elektronischen Medienszene jedoch zeigt sich, dass diese TV-Formate auch aus dem Ausland stammen, wo alle privaten Sender mehrere Superlativ-Sendungen wie «Deutschland sucht den Superstar» ausstrahlen. Auch hier hat die SRG nur nationale Anpassungen vorgenommen, also keine neuen Formate entwickelt, wie die Kritiker aus allen Lagern seit Jahren monieren.

Christoph Bauer konnte da nur festhalten, dass die drei zur AZ Medien Gruppe gehörenden TV-Sender sich als regionale Stationen positioniert haben. Und es werde immer investiert; obwohl täglich nur eine Stunde News und Talks gesendet werden. Flückiger von Rayneer, der die Zuschauerpräferenzen anhand von Facebook-Profilen untersuchen und die Möglichkeit von personalisiertem TV-Konsum zu vermitteln versucht, spricht von einem «vollkommenen Markt», der transparent sein müsse. Auch er blieb in der Theorie stecken; ein praktikables kommerzielles Modell für alle Zielgruppen, auch der Jugend, konnte er nicht vorweisen.

Alle digitalen Anbieter sprechen heute von Personalisierung; TV sei zu schwerfällig, alle wollten mehrere Kanäle gleichzeitig nutzen - mit iPhone, Tablet, Internet und TV.

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