Interessant waren am TV 2.0 Summit in Zürich die Aussagen des Chefs des dominierenden TV-Senders SRG und des marktbeherrschenden Verbreiters der Swisscom, welche kaum Neues vorbringen konnten.
Christian Petit, Mitglied der Konzernleitung der Swisscom, berichtete von den neuesten Daten und Zahlen der Nutzer der digitalen Kanäle. Auch er äusserte sich profiliert zum Thema personalisierte Nutzung und wies daraufhin, dass ein Viertel der Zuschauer während der Swisscom-TV-Übertragung gleichzeitig den Anfang der «Tagesschau» mobil verfolgen, offenbar weil sie den Einstieg verpasst hätten.
Der SRG-Generaldirektor gab sich diplomatisch; kein Wort zum Knatsch mit den Verlegern bei der Onlinewerbung. Er äusserte sich mehr als psychologischer Berater über die neue Medienwelt. Nach einem Exkurs in die Historie, als die Schweizerinnen und Schweizer noch vor dem Radiogerät beisammen hockten, als «verlorenes Paradies», gab er sich optimistisch. Man habe die Zeichen der Digitalisierung begriffen und biete mit dem Programm ein interaktives Gruppenerlebnis und bilde auch die gesellschaftliche Entwicklung der Schweiz im Programm ab.
Dann sprach Roger de Weck von Storys, die über den Bildschirm erzählt werden sollen. Man bemühe sich um technologischen und inhaltlichen Fortschritt bei der SRG. Über die TV-Rechtesituation beim Sport konnte er nur klagen; die globalen Player würden den kleineren Sendern zu schaffen machen. Al Jazeera habe bereits 40 Pay-TV-Sender unter seine Fittiche genommen und viele Rechte von grossen Sportveranstaltungen wie WM und Olympia für sich reklamiert. Die wichtigsten Sportsendungen in Frankreich werden heute vom Emiraten-TV-Konglomerat vermarktet; der Vormarsch gehe Richtung Spanien.
Eine überraschende Äusserung zum Schweizer TV-Markt kam von Roger Schawinski während des Panelgesprächs: «Die Zukunft des Schweizer Privat-TV liegt hinter uns.» Damals existierten nicht so viele TV-Sender wie heute, als er angefangen habe. Die Einnahmen seien heute für private Stationen problematisch; darum habe er kürzlich darauf verzichtet, erneut ins TV-Business einzusteigen, so Schawinski.
Süffisant äusserte Schawinski (67) sich zum Thema Jugendabstinenz beim «Staats»-Sender. Da geschehe nicht viel und die Überalterung sei mit dem bestehenden Programm kaum zu bekämpfen. Der Ex-Sat.1-Chef und Medienunternehmer wünscht sich von der SRG eine selbstkritischere Haltung.
TV 2.0 Summit: Mehr Optimismus bei den Vermarktern
TV 2.0 Summit: Kein Modell der digitalen TV-Kommerzialisierung vorhanden