Der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk ist am Montag mit dem Ricarda-Huch-Preis der Stadt Darmstadt ausgezeichnet worden. Bei der Entgegennahme des Preises warb Pamuk
für eine umfassende Mitgliedschaft seines Landes in der EU. «Trotz aller Kritik an der Türkei bin ich für die Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union», sagte Pamuk am Montag. In seiner Dankesrede kritisierte Pamuk Selbstgefälligkeit und Hochmut auf Seiten der EU und der Türkei.
Der Darmstädter Oberbürgermeister Walter Hoffmann bezeichnete den vielfach ausgezeichneten Autor als «Europäer, der es wie kein Zweiter versteht, zwischen Orient und Okzident zu vermitteln». Mit dem Ricarda-Huch-Preis würdige Darmstadt neben Pamuks literarischer Arbeit auch seinen Mut zur politischen Aktivität. Der Autor spreche selbst heikelste Themen offen an, wie die Ermordung von einer Million Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16. Wegen Kritik an der Armenier-Politik der Türkei, die Pamuk in einem Schweizer Magazin geäussert hatte, droht ihm eine Gefängnisstrafe.
Der in Istanbul lebende Pamuk wurde mit Romanen wie «Die weisse Festung», «Rot ist mein Name» und zuletzt «Schnee» bekannt. Seine Bücher sind in 34 Sprachen übersetzt. Am 23. Oktober erhält er in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Der Ricarda-Huch-Preis wird seit 1978 alle drei Jahre vergeben. Zu seinen Trägern zählen unter anderem Marcel Reich-Ranicki, Martin Walser, Alexander Kluge und Ignatz Bubis. Er ist mit 10 250 Euro dotiert. Siehe auch: Friedenspreis des deutschen Buchhandels für Türken Orhan Pamuk
Montag
03.10.2005