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Donnerstag
31.03.2011

Mit grosser Sorge beobachtet Reporter ohne Grenzen (ROG) die Situation der Medienfreiheit in der Türkei. Im Visier der Behörden stünden unter anderem Journalisten, die sich intensiver mit der Lage der kurdischen Minderheit in dem südosteuropäischen Land beschäftigten. «Allein in den vergangenen vier Wochen wurden mindestens sechs Journalisten und Autoren, die das Thema aufgegriffen haben, verurteilt oder strafverfolgt», teilte die Organisation am Donnerstag mit. In fast allen Fällen hätten sich die Justizbehörden auf das Anti-Terror-Gesetz berufen.

ROG kritisierte am Donnerstag die missbräuchliche Anwendung des bald 20 Jahre alten Gesetzes. Die Regelungen seien eine «schonungslose Waffe gegen Journalisten, die das Problem der nationalen Minderheiten aufgreifen», so ROG. Die Organisation zum Schutz der Pressefreiheit forderte die türkische Regierung zu einer Reform des Strafgesetzbuches auf, um eine missbräuchliche Auslegung von Gesetzen zur Verfolgung unabhängiger oder regierungskritischer Medienschaffender zu verhindern. Zudem kritisierte ROG die Festnahme von mindestens zwei Journalisten im Kurdengebiet im Osten des Landes in diesem Monat, darunter auch ein deutscher Fotograf.

Am 21. März wurde der deutsche Fotojournalist Benjamin Hiller zusammen mit seinem Dolmetscher festgenommen und auf eine Polizeiwache gebracht. Beide Männer hatten an einer von der kurdischen Partei des Friedens und der Demokratie (BDP) organisierten Presseveranstaltung in der Stadt Diyarbakir teilgenommen und dort am Rande eine Auseinandersetzung mit der Polizei fotografiert. Sie wurden nach etwa anderthalb Stunden wieder freigelassen, standen in den kommenden zwei Tagen aber nach eigenen Aussagen weiter unter Beobachtung von Zivilpolizisten.

Vor dem Hintergrund der aktuell schwierigen Lage von Medienvertretern in der Türkei und des 20. Jahrestags der Einführung des Anti-Terror-Gesetzes in dem südosteuropäischen Land am 12. April plant ROG, im kommenden Monat eine Untersuchungsmission in der Türkei durchzuführen. Auf der ROG-Rangliste zur weltweiten Lage der Pressefreiheit steht die Republik derzeit auf Platz 138 von insgesamt 178 Staaten und Regionen.