Die 44-jährige Verena Zürcher sorgt mit der Zeitschrift «Lebenslust Emmental» landesweit für Aufsehen und verschickt ihr Heft sogar in ferne Länder. Einst in Trub als Bauernkind aufgewachsen, wurde die frühere Lehrerin während eines Volontariats bei der «Berner Zeitung» von der Schreiblust gepackt. Danach war sie etliche Jahre im Tagesjournalismus und als Kolumnistin tätig, bis sie sich 2004 auf ihre Mutterrolle konzentrieren wollte. 2007 hat sie an ihrem Wohnort Trubschachen den Landverlag gegründet, in dem seither knapp 20 Bücher erschienen sind bzw. demnächst erscheinen. Im Gespräch mit dem Klein Report erklärt sie, wie die Zeitschrift «Lebenslust Emmental» zum Aushängeschild nicht nur des Verlages, sondern einer ganzen Region wurde.
Würden Sie «Lebenslust Emmental» als Emmentaler Lifestyle-Magazin bezeichnen?
Verena Zürcher: Schwierige Frage. Ich verbinde Lifestyle eher mit «Glanz&Gloria» oder der «annabelle». Ich habe mir noch gar nie überlegt, wie ich das Magazin einordnen könnte, am ehesten wohl als «Landmagazin».
Wer liest die Zeitschrift?
Zürcher: Die Rückmeldungen zeigen, dass sich Emmentaler, Heimwehemmentaler, Ausflügler und ehemalige Feriengäste gleichermassen angesprochen fühlen. Auch Städter aus St.Gallen oder Basel, die noch nie im Emmental waren, sind Abonnenten, einfach darum, weil ihnen der Themenmix passt. Es geht aber auch ein Abo nach Wien oder nach Düsseldorf, weil diese Leute früher mal Urlaub im Emmental gemacht haben. Und auch Frankreich, die USA, Kanada und Israel stehen auf der Abo-Liste.
Wann hegten Sie erstmals den Wunsch, eine Zeitschrift übers Emmental herauszugeben?
Zürcher: Als vor etwa fünf Jahren die deutsche «Landlust» neu auf den Markt kam, habe ich erstmals versucht, Partner für ein entsprechendes Schweizer Heft zu finden. Erntete da aber nur Kopfschütteln. Als ich im Herbst 2009 in Norddeutschland regionale Ausgaben gesehen haben, welche sich an die «Landlust» anlehnen, dachte ich, das können wir im Emmental auch. Kurz darauf haben wir es angepackt. In Deutschland gibt es mittlerweile 20 verschiedene Landhefte!
Wäre nicht auch ein Heft über den ganzen Kanton Bern eine Option gewesen?
Zürcher: Doch, wir machten uns solche Gedanken. Da wir aber quasi mit einem Nullbudget gestartet sind, wollten wir nicht grad von vornherein mit der grossen Kelle anrichten, sondern das Projekt lieber Schritt für Schritt in Angriff nehmen.
Welchen Vorteil hatte es, das Heftprojekt in den Landverlag integrieren zu können?
Zürcher: Viele Autoren, die jetzt fürs Magazin schreiben, sind auch Autoren von Buchprojekten des Landverlags. Etliche schrieben an den beiden Büchern «Mordsgeschichten aus dem Emmental» mit. Es war nicht schwierig, die Leute zu motivieren. Auch Christoph Lauener ist ein ehemaliger BZ-Kollege und «Mordsgeschichten»-Autor.
Wie fanden Sie Mitarbeiter für das erste Heft?
Zürcher: Derzeit bilde ich Redaktion, Verkaufsabteilung und Abonnementsverwaltung in einem. Bie jedem Heft arbeiten aber rund sechs bis acht Autoren, Fotografen und Rubrikenschreiber mit. Und ganz wichtig: Die Grafikerin. Ohne sie würde gar nichts gehen. Wir hatten ausgemacht, dass die Grafikerin und die Korrektorin ein kleines Gehalt erhalten - die anderen waren bereit, im ersten Jahr ehrenamtlich zu arbeiten. Wir gönnen uns mal einen gemeinsamen «Znacht» oder einen Apéro. Ich denke aber, dass ich ab März 2011 Honorare bezahlen kann. Und ich habe sehr viele Leute im Kollegenkreis, die auch mal eine Reportage machen werden oder solche, die sich darum bewerben. Auch Lesende regen Themen an und liefern manchmal auch gleich den Rohstoff und richtig gute Fotos dazu. Das macht Spass! Alles in allem stosse ich mit dem Projekt auf sehr viel Wohlwollen, darum auch funktioniert es so gut. Es ist ein riesiger «Chrampf», aber es macht auch sehr viel Freude.
Die Lokalinserate in Ihrer Zeitschrift sind prominent platziert. Wie schaffen Sie den Spagat zwischen einem schön gestalteten Lifestyle-Magazin und einer bestmöglichen Inserateplatzierung?
Zürcher: Die Grafikerin ist ganz einfach gut! Nein, im Ernst, es ist schwierig, aber wir versuchen, die Inserate zu den Themen zu holen, darum wirkt es wohl recht harmonisch.
Wie gross ist der Verkaufserfolg bisher?
Zürcher: Wir drucken jeweils 3500 Exemplare. Von der ersten und zweiten Nummer blieben ein paar Hundert übrig. Die schwinden aber nun rasant, weil alle, die das Heft neu abonnieren oder am Kiosk kaufen, explizit danach fragen, ob sie auch die alten Ausgaben erhalten könnten. Die aktuelle dritte Ausgabe verkauft sich bei fast 1000 Abos und 2000 Einzelverkäufen gut. Allerdings: Da wir kein Werbebudget haben, geben wir auch mal ein Heft gratis ab - auch das ist Werbung.
Wo kann man das Heft ausserhalb des Emmentals kaufen?
Zürcher: Im Emmental unterstützen uns die Detaillisten, zudem vertreibt die Valora das Heft schweizweit an ihren Kiosken. Natürlich nicht an jedem, aber an den grösseren oder an jenen, von denen man weiss, dass die Kundschaft gerne Landmagazine hat, liegt die «Lebenslust Emmental» auf.
Am 2. März erscheint Ausgabe 4. Was können Sie uns schon über den Inhalt verraten?
Zürcher: Neue Rubriken sind nicht zu erwarten. Die Gartenrubrik wird aber grösser und neu von Sabine Reber verfasst. Weitere Themen: Goldwaschen im Emmental, Osterhasen filzen, Hühner im Garten sowie alles rund um Weiden bis hin zum Korbmacher und zum Weidenpavillon in Huttwil. Es wird eine richtig hübsche Frühlingsnummer.