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Mittwoch
13.09.2006

Im Thurgauer Kantonsparlament ist am Mittwoch Besorgnis über die geplante Kooperation zwischen «Thurgauer Zeitung» und «Tagblatt» laut geworden. Befürchtet wird ein publizistischer Eintopf. Die Diskussion um die neusten Entwicklungen auf dem Thurgauer Medienmarkt wurde durch eine über ein Jahr alte Interpellation möglich. In dieser hatte ein SVP-Kantonsrat moniert, dass die Kantonsregierung den Verkauf der «Thurgauer Zeitung» an die Tamedia AG nicht genügend kritisiert habe. Diese begründete ihre zurückhaltende Stellungnahme mit den Regeln der Marktwirtschaft: Es sei Sache der Eigentümer, über Verkauf oder Nichtverkauf zu entscheiden. Die Meinungsvielfalt im Kanton sei dadurch nicht gefährdet.

Mit dieser Begründung war die Mehrheit des Grossen Rats einverstanden. Mehrheitlich kritisiert wurden dagegen die neuesten Entwicklungen, die in der vergangenen Woche öffentlich wurden. Man wolle keinen gesteuerten Zeitungsmarkt, sei aber über die neueste Entwicklung besorgt. Die «Thurgauer Zeitung» (TZ) und das zur NZZ-Gruppe gehörende «Tagblatt» hatten Kooperationsverhandlungen bestätigt. Durch Schliessungen der «Tagblatt»-Redaktionen in Kreuzlingen und Weinfelden sowie der TZ-Redaktion in Amriswil befürchteten die Rednerinnen und Redner eine Zweiteilung des Kantons.

Es werde ein «Rösti- beziehungsweise Mostgraben» im Kanton angelegt, kritisierte der SP-Sprecher. Die Verlagshäuser hebelten die von ihnen eigens gelobte Marktwirtschaft selbst aus, indem sie den Wettbewerb abschafften. Der Austausch der jeweiligen Regionalseiten zwischen den beiden Blättern werde einen «Eintopf» bringen, der dem politischen Kanton schade, wurde mehrfach betont. Die Verlagshäuser würden ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung nicht gerecht, hiess es mehrmals. Volkswirtschaftsdirektor Kaspar Schläpfer machte deutlich, die Kantonsregierung sei weiterhin an einer umfassenden Berichterstattung im Kanton interessiert. Er appellierte an die beiden Medienhäuser, ihre Redaktionen in den Regionen nicht zu schliessen. - Mehr dazu: «Kooperations»-Gespräche im Thurgau und Chefredaktor der «Thurgauer Zeitung» kandidiert für politisches Amt