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Sonntag
26.06.2005

Der 38-jährige Münchner Journalist und Autor Thomas Lang hat am Sonntag in Klagenfurt den mit umgerechnet 34 600 Franken dotierten Bachmann-Preis erhalten. Der Preis der Jury (15 500 Franken) ging an die 31-jährige Potsdamerin Julia Schoch. Den 3sat-Preis (11 500 Franken) erhielt Anne Weber (41) aus Strassburg. Weber entschied das Rennen knapp vor Natalie Balkow (Mönchengladbach, 37), die mit dem Ernst-Willner-Preis (10 700 Franken) geehrt wurde. Das Publikum vergab per Internet-Abstimmung den mit 7700 Franken dotierten Kelag-Preis an «Was wir im Keller spielen...» des gebürtigen Bosniers Sasa Staniseks (27). Er erzählt aus der Perspektive eines kleinen Jungen, wie Kinder inmitten des Kriegsgetümmels ihre Spiele immer neu den grausamen Umständen anpassen.

Der einzige gebürtige Schweizer Teilnehmer, der 33-jährige Berner Christoph Simon, war nicht unter den 9 Finalisten; sein Auszug aus dem Schelmenroman «Planet Obrist» hatte zwar Publikum und Jury Spass gemacht, aber wegen mangelnder Tiefe nicht überzeugt. Ins Final schaffte es hingegen der derzeitige Langenthaler Stadtschreiber, der in Hamburg geborene Kristof Magnusson. Auch sein Romanauszug «Zuhause», die Geschichte eines vom Geliebten verlassenen Island-Heimkehrers, war wegen seiner humoristischen Qualitäten gelobt worden.

Immerhin kam die Schweiz auf Umwegen ins Schlussklassement: als Schauplatz von Anne Webers drittplatziertem Beitrag, einer poetisch-komischen Weltbetrachtung aus einem Schweizer Grossraumbüro. In der Schweiz, war da etwa zu hören, gehe es wohl noch ungerechter zu als anderswo - sagte doch Herbert Achternbusch: «So lange es hohe Berge gibt, glaube ich nicht an Gerechtigkeit.»

Langs Siegertext «Am Seil» bestach mit dem sachlich-detaillierten Bericht über die letzten Stunden einer Vater-Sohn-Verstrickung. Im wortkargen Gespräch alte Verletzungen und Verfehlungen andeutend, treffen die beiden in einer Scheune Anstalten - man weiss nicht ob zu Vatermord, Suizidbeihilfe oder Doppelselbstmord.