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Mittwoch
03.06.2009

«Südostschweiz»-Verleger Hanspeter Lebrument stellte seinen rund 500 Gästen einen prominenten Redner vor: Unternehmensberater und Renova-Verwaltungsrat Thomas Borer sprach am Mittwochabend in Näfels über Wege aus der Krise am Forum des Zeitungsverbunds «Südostschweiz». Um aus der Krise zu gelangen, gibt es für den ehemaligen Schweizer Botschafter in Berlin vor allem ein Zauberwort: Liberalismus.

Firmen müssen pleite gehen, Leute ihre Arbeitsplätze verlieren, spitzte Borer seine liberale These zu. Nur so könne Neues entstehen, könne die Wirtschaft sich weiterentwickeln. «Was nützt ein Konjunkturprogramm für eine exportorientierte Wirtschaft wie die der Schweiz? Soll der Staat für jeden Schweizer Bürger eine Sulzer-Wärmepumpe kaufen?» Auch sagte Borer, dass er die Talsohle der wirtschaftlichen Depression noch nicht erreicht sehe. «Die Rezession wird länger andauern. In den nächsten zwei, drei Jahren werden Firmen Konkurs gehen, auch solche, die Spitzenprodukte herstellen.»

Das Seco hingegen erwartet für 2010 bereits wieder den Beginn eines Aufschwungs. Vom publizistischen Direktor der «Südostschweiz», Andrea Masüger, darauf angesprochen, meinte Borer: «Ich bin froh, wenn ich nicht Recht habe.» Und zum Liberalismus, der die Wirtschaft erst in die Krise gestürzt habe: «Meine These ist eine andere. Nationalbanken und Regierungen haben versagt, nicht das liberale System. Im Gegenteil: Der Finanzsektor ist eine der meistregulierten Branchen.»

Die aktuelle Krise werde als «grosse Rezession» in die Geschichtsbücher eingehen, sagte Borer weiter. In der Krise stecken auch die Medien. Hanspeter Lebrument sprach von den «schwierigsten Zeiten für die Presse» und zeigte sich froh darüber, dass die «Südostschweiz» noch keine Mitarbeitenden entlassen und keine Kurzarbeit beantragen musste. Doch die Rahmenbedingungen für die Schweizer Presse seien nicht die besten, weshalb der Verlegerverband demnächst ein politisches Manifest herausgeben werde. Darin werde der Verband bessere Rahmenbedingungen fordern, die sich auf der «Kostenseite» der Verlage auswirken, wie Lebrument betonte.