Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen will die am Mittwoch begonnenen Prozesse in Äthiopien gegen 131 politische Gefangene, darunter 13 Journalisten, aufmerksam verfolgen. Ausserdem hat die Organisation die Vereinten Nationen dazu aufgefordert, die Prozesse auf ihre Rechtmässigkeit hin zu beobachten. Den Gefangenen wird laut einer Mitteilung vom Mittwoch vorgeworfen, zum Aufstand gegen die Regierung aufgerufen zu haben. Die beschuldigten Journalisten wurden kurz nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten im November festgenommen, gemeinsam mit Führern der oppositionellen Coalition for Unity and Democracy (CUD), Menschenrechtsaktivisten und Vertretern der Zivilgesellschaft.
Nach diesen Massenverhaftungen ist Äthiopien nun mit 17 Journalisten hinter Gittern das grösste Gefängnis für Journalisten in Afrika und weltweit das drittgrösste nach China (32) und Kuba (24). Reporter ohne Grenzen (RoG) fordert schon seit langem die Freilassung von zwei Journalisten der Oromo-sprachigen Abteilung des staatlichen äthiopischen Fernsehens. Ihnen wird vorgeworfen, Informanten der bewaffneten Separatisten Oromo Liberation Front zu sein. Sie werden seit dem 22. April 2004 ohne Gerichtsverfahren festgehalten. Ausserdem verurteilt RoG die langjährigen Gefängnisstrafen, die in den vergangenen Wochen gegen drei
Journalisten aufgrund älterer Anklagen verhängt wurden; einer von ihnen muss zusätzlich bei der heutigen Anhörung vor Gericht erscheinen.
Mittwoch
21.12.2005