Das Dresdner Staatsschauspiel hält trotz juristischer Schritte von ARD-Moderatorin Sabine Christiansen an der ursprünglichen Inszenierung von Gerhart Hauptmanns «Die Weber» fest. «Wir warten erst mal ab», sagte Intendant Holk Freytag am Donnerstag der DPA. Die Fernsehtalkerin hat wegen des ihrer Meinung nach in dem Stück enthaltenen «Aufrufs zum Mord» Antrag auf einstweilige Verfügung beim Landgericht Dresden gestellt, sagte ihr Referent Frank Jungblut. Bei dem Dresdner Gericht war laut Sprecherin Bettina Garmann am Donnerstag noch nichts eingegangen.
Der Streit dreht sich um die Textzeile «... wen ich sehr schnell erschiessen würde, das wäre Sabine Christiansen ...», die die Moderatorin gestrichen haben möchte. Intendant Freytag und Regisseur Volker Lösch sehen darin keinen Mordaufruf. Der Satz sei wie andere auch aus dem Kontext gerissen. Auf der Bühne werde dessen Absurdität deutlich, wenn Verzweifelte und Betrunkene sich dumpf in Stammtischmanier äusserten, sagte Freytag. «Kein Mensch fordert zum Mord auf», kritisierte Regisseur Lösch die nach seiner Darstellung von bestimmten Medien geschürte Hysterie. «Die Aufführung wird nicht geändert, weil die Haltung des Theaters auf der Bühne absolut eindeutig wird», sagte Freytag. Der Text zitiere, was in der Bevölkerung brodle. «Wir können nicht so tun, als wäre die Gewaltbereitschaft nicht da.» Christiansens Referent Jungblut verwies darauf, dass es der Fernsehfrau nicht um persönliche Befindlichkeit gehe. Im Umfeld von diffuser Angst und rechtsextremem Klima müsse auch die Kunst sensibler und vorsichtiger agieren.
Das Stück steht auch wegen verbaler Entgleisungen gegenüber Politikern in der Kritik. Zudem will die Staatsanwaltschaft Dresden spätestens kommende Woche entscheiden, ob ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung im Programmheft eingeleitet wird.
Donnerstag
18.11.2004