Zum letzten Mal in ihrer 216-jährigen Geschichte ist die Londoner Traditionszeitung «The Times» am Wochenende in ihrem alten Broadsheet-Format erschienen. Ab Montag wird das Flaggschiff von Rupert Murdochs Medienkonzern News Inc. nur noch als kompakte Ausgabe zu haben sein.
Das alte Format wird künftig nur noch von der «Sunday Times» beibehalten. In seinem Leitartikel verteidigte Generaldirektor Paul Hayes die Massnahme mit den guten Erfahrungen, die das Management mit der handlicheren Ausgabe in Schottland, Nordirland und im Südwesten Englands gesammelt habe.
Seit der Lancierung des neuen Formats im November 2003 seien dort die Verkaufszahlen spürbar hochgegangen. Bislang war das kleinere Format der Boulevardpresse vorbehalten. Die Entscheidung einer sogenannten «Qualitätszeitung», sich zumindest in der Grösse den Klatsch- oder Hetzblättern wie «The Sun» oder «Daily Mail» anzupassen, birgt denn auch einige Risiken in sich. Offensichtlich hatten die Erfahrungen ihres liberalen Konkurrenten «The Independent» die konservative «Times» dazu ermutigt, trotz der Risiken eine Nummer kleiner zu fahren.
Seit «The Independent» im September 2003 mit dem handlicheren Format zu experimentieren begonnen hatte, stieg die Zahl der täglich verkauften Auflage um 21 Prozent auf 264 000 Exemplare. Am 17. Mai stellte das Blatt daraufhin komplett um. Mit einer verkauften Auflage von 660 000 Exemplaren ist die «Times» die zweitgrösste Qualitätszeitung nach dem noch konservativeren «Daily Telegraph» mit einer Auflage von 914 000.
Sonntag
31.10.2004