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Mittwoch
02.11.2011

Der Tessiner Pressemarkt ist seit der Lancierung von «20 minuti» und «10 minuti» umkämpfter denn je. Behaupten muss sich im Wettstreit der Presseblätter auch die deutschsprachige «Tessiner Zeitung» (TZ), die seit 2005 nur noch ein- statt wie zuvor dreimal wöchentlich erscheint. Eine Umstellung, die sich gemäss Chefredaktorin Marianne Baltisberger im Übrigen aus wirtschaftlicher Sicht gelohnt hat: Werbeeinnahmen und Auflage sind seitdem stabil geblieben.

Das bewährte Konzept der in einer Auflage von 8191 Exemplaren erscheinenden Zeitung ist es, auf Deutsch über das Geschehen im Tessin, dem Misox und in den angrenzenden italienischen Provinzen zu berichten. Der Südkanton soll dabei «von innen» beleuchtet werden, ist doch die TZ am Puls des Geschehens, wohingegen gemäss Baltisberger die anderen deutschsprachigen Medien «meist von aussen und eher oberflächlich über die Südschweiz berichten» würden. 

Der Slogan «Die einzige Tessiner Zeitung in deutscher Sprache» bezieht sich darauf, dass die TZ, ähnlich wie die Tessiner Tageszeitungen in italienischer Sprache, sich hauptsächlich den Aktualitäten der eingangs erwähnten Regionen bezieht - bloss eben auf Deutsch und einmal wöchentlich.

Zum Zielpublikum der seit 1908 erscheinenden «Tessiner Zeitung» gehören Personen, die in der Südschweiz wohnen und deutscher Muttersprache sind und nur über geringe Italienischkenntnisse verfügen, Personen, die im Tessin eine Ferienwohnung oder ein Ferienhaus besitzen und über das regionale Geschehen auf dem Laufenden gehalten werden wollen, sowie Touristen und Besucher kultureller Veranstaltungen. Über die Hälfte der Abonnenten haben ihren Hauptwohnsitz in der Deutschschweiz.

Eine weitere, überaus interessante Klientel sind schliesslich Tessiner, die Deutsch verstehen und an einer unabhängigen Meinung interessiert sind. Schliesslich ist die TZ  im Gegensatz zu den Tessiner Tageszeitungen keiner Partei verpflichtet. Gegenüber dem Klein Report zeigte Baltisberger am Dienstag auf, warum sich die «Tessiner Zeitung» nicht vor der Zukunft fürchten müsse.

«Da die `Tessiner Zeitung` in deutscher Sprache erscheint, erreicht sie ein anderes Publikum als `20 minuti` oder `10 minuti`. Auch als
Wochenzeitung mit Hintergrundberichten hebt sie sich von den Gratistagesblättern ab», erklärte die Chefredaktorin. «Wir versuchen, noch stärker auf unsere Stärke als Nischenprodukt zu setzen: interessante und kuriose Geschichten finden, als Brücke zwischen den verschiedenen Kulturen vermitteln, die Eigenheiten des Tessins erklären - objektiv und ohne Vorurteile», so Baltisberger.

Der Umfang der TZ bewege sich jeweils zwischen 28 und 36 Seiten, viermal jährlich erscheinen zudem über 40 Seiten starke Beilagen zu speziellen Themen. «Bei der Themensetzung richten wir uns nach der Aktualität. Dazu kommen Porträts, Reportagen, Hintergrundberichte, die das Tessin in all seinen Facetten präsentieren», sagte Baltisberger gegenüber dem Klein Report.

«Mit besonderem Interesse werden Beiträge zu Natur- und Landschaftsschutz, Lärm oder touristischen Themen verfolgt. Auch Gemeindefusionen lösen Reaktionen aus», erklärte die Chefredaktorin weiter. Zudem seien natürlich sowohl die Kantonalwahlen im Frühjahr als auch die eidgenössischen Wahlen im Oktober ein Thema gewesen - auch, um den im Tessin lebenden Wählerinnen und Wählern «die verschiedenen Akteure der hiesigen Politbühne näherzubringen». Im zweiten Bund der Zeitung, dem «Magazin», findet die Leserschaft jeweils «einen umfassenden Kulturkalender», der Veranstaltungen von Airolo bis Chiasso auflistet, sowie zahlreiche Beiträge über die Gastronomie.

Auf die Frage, wer in der «Tessiner Zeitung» werbe, antwortete die Chefredaktorin dem Klein Report: «Anzeigen der Immobilienbranche, der Gastronomie und des Tourismus machen den Hauptteil der Inserate in der TZ aus, dazu kommen lokale Handwerker oder Dienstleistungsbetriebe», so Baltisberger. In jüngster Zeit hätten auch (Privat-)Banken die «Tessiner Zeitung» beziehungsweise «ihre vermögende Leserschaft» entdeckt. «Für nationale Kampagnen ist die `kleine` TZ leider zu wenig interessant», bedauerte sie.