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Mittwoch
01.06.2011

Die feministische Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes Schweiz warnte am Dienstag vor den Folgen des Kachelmann-Freispruchs. «Was sich genau in der Beziehung zwischen Herrn Kachelmann und Frau Petra S. abgespielt hat, wissen nur die beiden. Das ändert sich auch nicht mit dem Freispruch von Herrn Kachelmann», teilte die Organisation am Dienstag mit. Doch die während des Prozesses ausgesendeten Signale wirkten auf Opfer sexueller Gewalt abschreckend. «Rund die Hälfte aller Vergewaltigungen geschehen innerhalb einer Beziehung. Doch wie lässt sich dies beweisen?», stellt Terre des Femmes eine unangenehme Frage in den Raum.

Die öffentliche Demontierung der Klägerin im Kachelmann-Prozess und das Infragestellen ihrer Glaubwürdigkeit werde betroffene Frauen zweifeln lassen, ihren eigenen Fall anzuzeigen. Damit sendeten Öffentlichkeit, Medien und Gesellschaft an gewalttätige Männer, an potenzielle und tatsächliche Täter ein falsches Signal. Ihnen werde nicht aufgezeigt, dass eine Vergewaltigung eine Straftat ist.

«Vergewaltigungen werden in anerkannten Medien als `Sexaffäre` bezeichnet. Damit wird ein Einverständnis suggeriert, das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vorhanden war», tadelte Terres de Femmes Schweiz die Medien. In der Gesellschaft herrsche kein Konsens darüber, dass das Schlagen, Vergewaltigen, Kaufen und Erniedrigen von Frauen ein extrem menschenverachtendes Verhalten und ein Menschenrechtsverbrechen sei. Im Gegenteil: Etwa bei der deutschen Ergo-Versicherungsgruppe dürften sich besonders erfolgreiche Vertreter zur Belohnung an Frauen in einer Sauna «bedienen». Frauen würden so zur Ware degradiert.