Das Geschäft mit der Sprachtelefonie im neuen UMTS-Netz ist bedroht: Denn wer mit dem Internet-Protokoll, dem so genannten Voice over IP (VoIP) telefoniert, fährt günstiger. Und die Krux dabei: Diese Art der Telefonie ist beispielsweise durch das UMTS, das hohe Datenübertragungsraten bietet, die sich auch für Sprachübertragung via VoIP nutzen lassen, möglich. Der Vorteil für die Kunden: Die Übertragung von Sprache als Datenpaket - beispielsweise mit einer UMTS-Datenkarte - ist in den meisten Fällen deutlich günstiger als ein Telefonat mit einem Handy. So bietet beispielsweise ein UMTS-Anbieter die Sprachübertragung per UMTS für 29 Cent pro Minute an. Wird Sprache hingegen als Datenpaket gesendet, betragen die Minutenpreise etwa 12 Cent.
Den Mobilfunkprovidern drohen dadurch Umsatzeinbussen im UMTS-Geschäft von 60%, so die Einschätzung einer am Freitag veröffentlichten Studie von Mummert Consulting. Während die Netzbetreiber nach technischen Möglichkeiten suchen, VoIP über UMTS zu verhindern, entwickeln Drittanbieter bereits Lösungen für das paketvermittelte mobile Telefonieren.
Auch klassische Festnetztelefone werden in immer mehr Unternehmen durch IP-Telefone ersetzt. Durch VoIP können schon kleine und mittelgrosse Unternehmen bis zu 30% Kosten einsparen. Noch grössere Kosteneinsparungen sind vor allem bei Unternehmen mit vielen Niederlassungen und weit verzweigtem Filialnetz möglich. Bei kaum einer anderen IT-Investition ist der Return on Investment (ROI) so schnell möglich.
Der globale Markt für Datentelefonie hat sich laut Mummert Consulting seit dem Jahr 2000 von 3 Mrd. auf 9 Mrd. US-Dollar verdreifacht. Derzeit nutzen 13% der deutschen Unternehmen VoIP. Die Marktentwicklung gewinnt in Deutschland weiter an Fahrt: 43% der Unternehmen überlegen, ein Pilotprojekt zur Datentelefonie zu starten. Für 39% der Fach- und Führungskräfte bei Festnetzbetreibern wird das Thema mittelfristig stark an Bedeutung gewinnen. Dies das Ergebnis der Studie «Branchenkompass Telekommunikation» von Mummert Consulting und dem F.A.Z.-Institut.
Freitag
25.06.2004