Content:

Donnerstag
31.03.2005

Im Milliardenpoker um Cesky Telecom verfügte die spanische Telefónica offenbar über die besseren Nerven und eine spendablere Kriegskasse als die Swisscom. Die Spanier haben 174,5 Mio. Franken mehr geboten als der Schweizer Konzern. Die Swisscom will nicht erhöhen. Nun muss die Regierung in Prag entscheiden, berichtete die Nachrichtenagentur SDA am Donnerstag. Telefónica habe die höchste Offerte der vier Bewerber eingereicht, gab die tschechische Privatisierungsbehörde FNM am Mittwochabend in Prag bekannt. Der spanische Konzern habe einen Preis von 502 Kronen pro Aktie für den Staatsanteil von 51,1% geboten. Dies sind 25,5% mehr als der Schlusskurs der Cesky-Telekom-Aktie vom Vortag. Damit würden insgesamt 82,6 Mrd. Kronen (4,27 Mrd. Franken) in die Staatskassen fliessen.

Die Swisscom habe lediglich das zweitbeste Angebot auf den Tisch gelegt. Der Schweizer Marktführer war bereit, 481,5 Kronen je Aktie oder insgesamt 79,2 Mrd. Kronen (4,1 Mrd. Franken) zu bezahlen. Dies sei das Maximum, was aus Sicht der Swisscom-Aktionäre zu rechtfertigen sei, liess die Swisscom am Donnerstag verlauten. Die Preise lägen weit über den Markterwartungen, sagte ein Analyst. Aus diesem Grund empfehle die staatliche Kommission, welche die Angebote beurteilen musste, der tschechischen Regierung, Telefónica zur Siegerin des Bieterrennes zu erklären. Der Entscheid könnte sich aber durch die politischen Turbulenzen in Prag verzögern. Denn die Regierung hat wegen der Immobilienaffäre von Ministerpräsident Stanislav Gross ihre Mehrheit im Parlament verloren, nachdem die Christdemokraten am Vortag die Koalition verlassen hatten. Am Freitag, 1. April, steht ein Misstrauensvotum im Parlament an.

Die Swisscom hält gemäss eigenen Angaben ihr Angebot für «attraktiv» und sieht keine Möglichkeit, das Angebot für Cesky Telecom zu erhöhen. Denn man habe ausser dem Preis eine Reihe von weiteren Zusicherungen abgegeben. So plane die Swisscom langfristige Investitionen. Deshalb solle Cesky Telecom nicht rasch weiterverkauft oder zwischen Festnetz- und Mobilfunkaktivitäten aufgespaltet werden.

Nach der Niederlage in Tschechien dürfte wieder der Kauf von Telekom Austria aufs Tapet kommen, deren Übernahme am politischen Widerstand in Wien gescheitert war. Von der Strategie her würde sie besser zur Swisscom passen als Cesky Telecom, hiess es von Marktbeobachtern. In diesem Jahr sei allerdings nichts mehr zu erwarten, sondern erst 2006.