In Italien sind nach Justizangaben zahlreiche prominente Politiker, Sportler und Wirtschaftsführer über Jahre hinweg Opfer eines illegalen Abhörrings geworden. Im Zusammenhang mit den Vorwürfen wurden 21 Verdächtige festgenommen. Die Verzweigungen des Netzwerks reichen weit in die Sicherheitsbehörden und den Konzern Telecom Italia hinein. Nach Medienangaben wurden Tausende Italiener abgehört. Unter den Festgenommenen seien der Pirelli-Sicherheitschef Pierguido Iezzi, der frühere Telecom-Sicherheitschef Giuliano Tavaroli sowie elf Beamte von Finanzpolizei und Carabinieri, gab die Mailänder Staatsanwaltschaft am Donnerstag bekannt.
Den Festgenommenen werden Korruption und illegaler Zugriff auf Telefon- und Bankdaten zur Last gelegt. Die Daten dienten laut Staatsanwaltschaft als «Instrument für Druck, Drohungen und Erpressung in der Hand einer kleinen Gruppe». Dabei gewonnene vertrauliche Erkenntnisse seien weiterverkauft oder für Erpressungen genutzt worden, berichteten Zeitungen unter Berufung auf Justizangaben. Die Täter hätten auf diese Weise insgesamt 20 Millionen Euro eingenommen.
Mehrere Abgeordnete forderten, dass sich die Regierung von Romano Prodi vor dem Parlament zu der Affäre erkläre. Gemäss Medienangaben sei das Abhörnetz zunächst bei Telecom Italia und deren Mutterkonzern Pirelli eingerichtet worden, um Angestellte zu überwachen. Dann sei es nach und nach ausgeweitet worden und man hätte schliesslich auch Politiker, Geschäftsleute, Bankiers, Show-Grössen, Fussballspieler und Schiedsrichter belauscht. Das Abhörnetz soll 1997 ins Leben gerufen worden sein.
Donnerstag
21.09.2006