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Mittwoch
03.05.2023

TV / Radio

«Oft schauten wir neidisch auf ‚die Berner‘. Mit der Übernahme des Senders durch Grossverlage, zunächst Tamedia, später CH Media, begann es dann zu bröckeln», erinnert sich André Moesch.

«Oft schauten wir neidisch auf ‚die Berner‘. Mit der Übernahme des Senders durch Grossverlage, zunächst Tamedia, später CH Media, begann es dann zu bröckeln», erinnert sich André Moesch.

Telebasel hat nicht nur ein Gesuch um die Erneuerung seiner Konzession eingereicht. Die Basler schicken sich auch an, mit dem neuen Sender bärnTV dem Platzhirschen TeleBärn (CH Media) die Konzession wegzuschnappen.

Der Klein Report sprach mit Telebasel-Geschäftsführer André Moesch über die hochtrabenden Pläne, die Macht der Gewohnheit und den angeblichen Niedergang des Regionalfernsehens im Zuge der Medienkonzentration der letzten Jahre.

Sie haben sich mit Telebasel für die Verlängerung der Konzession beworben. Welche Justierungen der publizistischen Ausrichtung haben Sie mit Blick auf die Neubewerbung vorgenommen?
André Moesch
: «Wir kehren zurück zu dem, was Telebasel erfolgreich gemacht hat: zuverlässige, professionelle regionale Information. Das packen wir in unsere neue Nachrichtensendung ‚punkt6‘, täglich 25 Minuten. Keine Bratwurst-Promi-Glamour-Unterhaltung, das können andere besser.»

Gibt es auch Veränderungen bei den organisatorischen Prozessen?
Moesch: «Organisatorisch sind wir schon seit einigen Monaten dran, unseren Informationsbereich zu stärken und unnötigen Ballast abzuwerfen. Mit dem neuen Programm warten wir übrigens nicht bis zur neuen Konzession, sondern das setzen wir schon jetzt um. Starttermin für das neue Programm ist der 24. Mai.»

Wissen Sie von einem Mitbewerber um die Basler TV-Konzession?
André Moesch: «Bis jetzt nicht, wir sind gespannt!»

Was könnte aus Ihrer Sicht gegen eine Konzessionsvergabe für TeleBasel sprechen?
Moesch: «Da fragen Sie den falschen! Ich bin überzeugt, dass Telebasel als unabhängige Stiftung den Medienplatz Basel am besten bereichern kann. Medienkonzentration bei den Grossverlagen hatten wir schon genug.»

Die Stiftung BaselMedia beteiligt sich zudem am TV-Projekt «bärnTV» in Bern, das von der IMS Marketing AG, die den «Bärnerbär» herausgibt, lanciert wird. Hand aufs Herz: Wie schätzen Sie die Chancen auf einen Zuschlag ein?
André Moesch: «Ich denke, wir haben durchaus reelle Chancen. Unser Gesuch ist durchdacht und fundiert. Telebasel garantiert das nötige Fernseh-Know-how und die IMS Marketing AG bringt die tiefe Verwurzelung in der Region Bern und die nötigen Kontakte ein. Zusammen können wir frischen Wind in die Berner TV-Welt bringen.»

Was könnte bei Ihrer Bewerbung dagegen sprechen?
Moesch: «Wer am liebsten nichts verändern will, der wird sich am Neuen stören. Am ehesten spricht wohl die ‚Macht der Gewohnheit‘ gegen unser Projekt...»

Seit bald drei Jahrzehnten hat sich TeleBärn als Regional-TV im Bärnbiet etabliert. Was würden Sie ganz konkret anders machen mit bärnTV?
André Moesch: «Der wichtigste Punkt ist: Wir sind überzeugt, dass Regionalfernsehen kompromisslos regional sein muss. Zu 100 Prozent. Eingekaufte Sendungen aus Zürich oder von sonstwo werden Sie bei bärnTV nicht sehen. Ich denke, da sind wir klar beim Grundgedanken des Regionalfernsehens in der Schweiz: Während die SRG das Nationale abdeckt, gibt es die Regionalfernseh-Sender für das Regionale. Dort ist unsere Daseinsberechtigung.»

In der heutigen Medienmitteilung werden Sie mit den Worten zitiert: «Auch in Bern gab es in den vergangenen Jahren eine starke Medienkonzentration, was vor allem die Regionalinformation zunehmend schwächt.» Können Sie das noch etwas konkretisieren? Wo genau sehen sie die Medienkonzentration am Werk und inwiefern ist die Regionalinformation heute schlechter bestückt als früher?
Moesch: «TeleBärn hat eine lange und sehr erfolgreiche Geschichte. Ich erinnere mich gut, dass wir oft neidisch auf ‚die Berner‘ schauten. Mit der Übernahme des Senders durch Grossverlage, zunächst Tamedia, später CH Media, begann es dann zu bröckeln. Immer mehr Zentralisierung, immer weniger Regionalität. Etliche Sparübungen wirkten sich ebenfalls nicht positiv aus, prägende Köpfe mussten gehen. Ich mache den Grossverlagen keinen Vorwurf, ihr Geschäftsmodell funktioniert so. Aber für die regionalen Medien ist diese Entwicklung keine gute und wenn man nicht aufpasst, machen sich solche Sender am Schluss selber überflüssig. Unser Engagement für bärnTV ist auch ein Statement für starkes Regionalfernsehen.»

In welchen Bereichen würden TeleBasel und der neue Sender bärnTV kooperieren?
André Moesch: «Telebasel stellt die ganze Technik, macht die Gestaltung der Signete, produziert Spots, übernimmt diverse Back-Office-Aufgaben, unterstützt generell beim Aufbau des Senders. Die Redaktion in Bern wird dabei vollkommen autonom arbeiten können.»