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Samstag
19.04.2008

Die Zürcher Tamedia, Besitzerin von Radio 24 und TeleZüri, hat sich in zwei jeweils elfseitigen Schreiben an das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) gegen Vorwürfe gewehrt, die im Zusammenhang mit der Neukonzessionierung der Sender von allen Seiten auf die Tamedia eingeprasselt sind. Hauptpunkt: «Auf jeden Fall darf es nicht sein, dass bestehende Sender für ihre kritische Berichterstattung nun bestraft werden», heisst es in beiden Briefen vom vergangenen Mittwoch, die dem Klein Report vorliegen. Mit diesem Satz nimmt das Medienunternehmen auf verschiedene Stellungnahmen von politischen Behörden Bezug, die sich im Radio- und Fernseh-Bereich für die Tamedia-Konkurrenten ausgesprochen hatten. Gegen den Vorwurf des Konzernjournalismus beteuert die Tamedia mehrfach, die Sender hätten «die volle redaktionelle Unanhängigkeit».

Besonders stark bläst der Tamedia der politische Wind im Bereich Fernsehen ins Gesicht. Die Kantonsregierungen von Zürich, Thurgau und Schaffhausen hatten sich gegen TeleZüri und für Tele Top ausgesprochen, ebenfalls eine Gruppe von Städten in diesem Gebiet (Winterthur, Uster, Illnau-Effretikon, Kloten, Wetzikon, Rüti, Frauenfeld und Weinfelden). Und der Zürcher Stadtrat hätte am liebsten gleich beide Sender im Angebot. Lediglich eine Gruppe von Parlamentariern auf Bundes- und Zürcher Kantonsebene plädierte uneingeschränkt für TeleZüri - «Markus Gillis `Sonntalks`-Groupies», wie die Branche seither lästert.

Die öffentlichen Körperschaften führen zur Begründung ihres Standpunkts stark die vorgesehenen personellen Kräfte an, die die Betreiber für ihre Sender einsetzen wollen. Jetzt rechnet die Tamedia vor, bei TeleZüri seien 61 Personen vorgesehen (zuzüglich weitere 7 für das Schaffhauser Fernsehen), wogegen Tele Top «nur» 44,3 Stellen plane und überdies mit einem Teil dieser Leute noch Tele Säntis in der Ostschweiz machen wolle.

Besonders vehement setzt sich die Tamedia gegen den Einwand aus dem Thurgau zur Wehr, die die professionelle TeleZüri-Berichterstattung als für ihr Gebiet ungeeignet qualifiziert hatte. Damit stelle sich «die grundsätzliche Frage, ob die Regierung eines Kantons die Art der Berichterstattung durch Empfehlungen zur Konzessionierung des einen oder anderen Senders mit beeinflussen können soll». Es wäre «bedenklich, wenn solche Einflussmöglichkeiten seitens von Inhabern von Exekutivgewalt gegeben wären».

Auch im Bereich Radio hat die Tamedia wenig politische Schützenhilfe und wehrt sich gegen eine angebliche Strafaktion für «kritische Berichterstattung». Zu den verschiedenen wohlwollenden Stellungnahmen zu Radio 1 von Roger Schawinski schreibt die Tamedia, die ersten Erfahrungen seit dem Sendestart hätten allzu hochfliegende Erwartungen auf den Boden der Realität zurückgeholt. Es sei «daran zu erinnern, dass Versprechungen eben nur Versprechungen sind», heisst es wörtlich, und «unhaltbare Versprechungen bei den politischen Behörden» würden «keine Bevorzugung» verdienen. Auch im Radio-Bereich argumentiert die Tamedia mit dem grösseren personellen Aufwand und mit längeren Nachrichten-Sendezeiten. Fazit: «Radio 24 sei «der klar stärkste Sender im Bereich der Nachrichten- und Informationsvermittlung».

Ein bisher unbekannter Einwand gegen die Tamedia-Sender war vom Schweizer Werbeauftraggeber-Verband (SWA) gekommen, der eine Verteuerung der Werbekosten befürchtete, «wenn die regionalen Medienmärkte monopolisiert werden». Dagegen erklärt die Tamedia, diese Befürchtung sei «nicht gerechtfertigt», da im Moment eher sinkende Preise festzustellen seien. Die Notwendigkeit für das Gebührensplitting würde im Gegenteil zeigen, dass die Finanzierung aus dem Werbemarkt nicht genüge. - Siehe auch: 129 Stellungnahmen zu den Radio-/TV-Konzessionsgesuchen