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Freitag
25.09.2015

Medien / Publizistik

Tamedia-Wahlwerbung-Klein-Report

Wo liegen die Grenzen politischer Werbung auf Tageszeitungen? Das fragt sich der Klein Report, nachdem am Mittwochmorgen ein roter Aufkleber mit der Überschrift «Für Wenige statt für Alle» die Titelblätter von «Berner Zeitung», «Berner Oberländer», «Der Bund» sowie dem «Thuner Tagblatt» geziert hat.

Dabei handelte es sich um eine umstritten-provokative Werbekampagne der «Interessengemeinschaft für Arbeitsplätze im Berggebiet», die eine Wiederwahl von SP-Nationalrätin Margret Kiener Nellen verhindern will.

«Sie hat die Zweitwohnungsinitiative unterstützt, sie hat sich vehement gegen die Pauschalsteuer eingesetzt und sie hat zu guter Letzt auch die Erbschaftssteuer unterstützt. All dies trifft uns im Berggebiet speziell hart», begründet Reto Müller, Präsident der Interessengemeinschaft, in der «Berner Zeitung», warum er und Frau Kiener Nellen wohl kein Freunde mehr werden.

«Unsere internen Vorgaben verlangen, dass politisch heikle Inserate, die über reine Paroleninserate hinausgehen, durch Chefredaktion und Verlagsleitung beurteilt werden», sagt Christoph Zimmer, Leiter Unternehmenskommunikation bei Tamedia, dem Klein Report. Es handelt sich dabei um eine Art «ethische Prüfkommission» des Verlags.

«Rechtlich gesehen ist das Sticker-Inserat unproblematisch. Es handelt sich aber sicher um eine Art politischer Kampagne, die man sich in der Schweiz nicht gewöhnt ist», gibt Zimmer zu. «Es liegt aber nicht an uns, eine Kampagne aus dieser Perspektive zu beurteilen. Das müssen Auftraggeber und Wähler entscheiden.»

Im vorliegenden Fall hat man sich entschieden, die «Memostick»-Werbung anzunehmen. «Der Listenpreis dafür liegt für die `Berner Zeitung` und den `Bund` zusammen bei 34 722 Franken. Je nach Kurzfristigkeit, weiteren Buchungen und Handlingaufwand kann er nach unten oder oben variieren», nennt Zimmer schliesslich den Preis, den es für das markige Inserat zu bezahlen gilt.