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Mittwoch
30.05.2007

Der Zürcher Tamedia-Verlag («Tages-Anzeiger», «20 Minuten», «SonntagsZeitung», Tele Züri, Radio 24 usw.) hat nach dem kürzlich erfolgten Kauf der Berner Espace Media («Berner Zeitung», Tele Bärn, Capital FM usw.) offenbar anderes im Sinn, als kleine Brötchen zu backen. Zudem muss der Verlag seine harzig laufende Regionalzeitungsstrategie im Grossraum Zürich stärken. Dies dürften die beiden Hauptgründe für den Verkauf der Wochenzeitung «Vorstadt» (Beilage für die Zürich-Nord-Quartiere zum «Tagblatt der Stadt Zürich», Auflage 35 800 Exemplare) und die Einstellung des Gratisanzeigers «Uster Nachrichten» (Auflage 64 000 Exemplare) nach der letzten Ausgabe vom Donnerstag sein. Hinzu kommt, dass beide Titel Geld verloren haben, wie Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer am Donnerstag gegenüber dem Klein Report betonte. «Die `Uster Nachrichten` schrieben bereits vor der Lancierung der Grossauflage des `Tages-Anzeigers` rote Zahlen», sagte er. Einen Zusammenhang zum Thema Espace Media verneinte er: «Der Entscheid zeichnete sich schon vor diesem Zusammenschluss ab.»

Als Folge der Entscheide baut die Tamedia in Uster 3,2 Stellen ab und entlässt den «Vorstadt»-Chefredaktor. «Eine Mitarbeiterin wird von den neuen Eigentümern übernommen, zwei Mitarbeitende erhalten Tamedia-intern neue Stellen, und für eine Person kommt es leider zur Kündigung», sagte Tamedia-Sprecher Zimmer zu diesem Thema.

Käuferin der «Vorstadt» ist die Echo-Verlags AG, die man mit einer gewissen Grosszügigkeit als erwachsen gewordenes «Kind» der Tamedia bezeichnen kann. Sie gibt nämlich das «Quartier-Echo» heraus, eine 14-tägliche Beilage zum «Tagblatt», das ursprünglich als «Zürcher City» gegründet und in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts von der damaligen Tages-Anzeiger AG übernommen worden war. Im Oktober 1993 entliess die Tamedia dieses Blatt in die Selbstständigkeit.

Die «Vorstadt» war ursprünglich vom inzwischen verstorbenen SVP-Gemeinderat Ernst Büchi (Büry-Verlag) gegründet und zu einer quartierpolitischen Instanz aufgebaut worden, bis er sie im Jahr 1996 an den damaligen SVP-Parteisekretär Karl F. Schroeder verkaufte. 1999 wurde sie von der damaligen Akeret AG (heute: Zürcher Unterland Medien AG) übernommen. Auf den 1. Juli 2005 hat die Tamedia die Zeitung übernommen. Im Moment wird sie jeweils Mittwochs dem «Tagblatt» beigelegt, was auch weiterhin so bleiben soll, wie Christoph Zimmer erklärte.

Zu den Übernahmekonditionen der «Vorstadt» wollten sich Christoph Zimmer und Elio Campanovo von der Echo-Verlags AG nicht äussern. Die neue «Tagblatt»-Beilage «Vorstadt-Quartierecho» soll nach seinen Worten ungewöhnlich aussehen: «Es wird ein Tabloidblatt, das von einer Seite her `Quartierecho` heisst und von der anderen Seite und um 180 Grad gedreht `Vorstadt`», erklärte er. Zuständig für die «Quartierecho»-Redaktion bleibt nach seinen Worten Serge Rossinski, für den «Vorstadt»-Teil sucht er einen Redaktor oder eine Redaktorin.