Der Verwaltungsrat und die Unternehmensleitung der Zürcher Tamedia AG beschlossen am Mittwochabend die Einstellung des Nachrichtenmagazins «Facts». Die letzte Nummer soll am 28. Juni 2007 erscheinen. Der Entscheid stehe unter dem Vorbehalt der Mitwirkungsrechte der betroffenen Mitarbeiter, heisst es diplomatisch in der Mitteilung des Verlagshauses Tamedia. Insgesamt würden durch die Einstellung des Magazins 53 Arbeitsstellen abgebaut; für die 64 Betroffenen werde nach anderen Stellen gesucht, wird in der Mitteilung weiter ausgeführt. Im Falle von Kündigungen stelle Tamedia den betroffenen Mitarbeitenden ergänzende Leistungen zur Verfügung, wie eine Verlängerung der Kündigungsfrist bei Stellenlosigkeit um maximal drei Monate.
In den zwölf Jahren des Bestehens habe «Facts» lediglich in einem Jahr keine Verluste geschrieben. Die Prüfung aller Zukunftsoptionen und Verhandlungen mit möglichen Partnern habe keine tragfähig wirtschaftliche Lösung erbracht. Der Verlag Zeitschriften der Tamedia AG werde auf Herbst 2007 neu organisiert. An Stelle der bisherigen Verlagsstruktur für alle Zeitschriften trete ein Verlagsleitermodell für die Titel «Annabelle» und «Schweizer Familie». Davon dürfte Uli Rubner, Leiterin Zeitschriften der Unternehmensleitung Tamedia, betroffen sein. Bevor noch der Verwaltungsrat des Zürcher Verlagshauses die Einstellung des Nachrichtenmagazins abgesegnet hatte, machte bereits gerüchteweise der Verkauf des Abo- und Adress-Stammes die Runde. Zum Vergleich: Laut Insidern löste der Ringier-Verlag für die 60 000 «Cash»-Abonnentenadressen 14 Millionen Franken. Über die Höhe der jährlichen Verluste von «Facts» wurde eine einstellige Millionensumme, rund 7 Millionen Franken, herumgeboten.
In einer ersten Stellungnahme hat die Gewerkschaft Comedia den Entscheid der Tamedia «mit Blick auf die hervorragenden Betriebszahlen des bald grössten Medienkonzerns im Schweizer Printmedienmarkt» als «unverständlich und zynisch» bezeichnet. Das Mitwirkungsverfahren sei «ernsthaft» durchzuführen, und das Unternehmen müsse innerhalb des Konzerns nach geeigneten Stellen suchen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil nach der Einstellung des Ringier-Wochentitels «Cash» viele gut qualifizierte Journalistinnen und Journalisten auf Stellensuche seien.
Mittwoch
20.06.2007