Die Signale sind deutlich, aber noch fehlt der konkrete Tatbeweis: Am Mittwoch deutete Tamedia-Verwaltungsratspräsident Pietro Supino eine Änderung des Vorgehens bei Beteiligungen an. Bei der Konsolidierung im Schweizer Zeitungsmarkt wolle die Tamedia «weiterhin eine führende Rolle einnehmen», sagte er und schob dann ganz leise das Signal für einen eigentlichen Kulturwandel nach: «Dabei sehen wir namentlich ein Potenzial für Kooperationen zwischen unabhängigen Verlegern.»
Das sind neue Töne von der Zürcher Werdstrasse. Die Schweizer Medienlandschaft könnte sich dramatisch verändern, wenn die bisher als Käuferin (letztes Beispiel: Espace Media in Bern) auftretende Tamedia auch Partnerschaften eingehen würde, ohne gleich das Portemonnaie zu zücken und die Macht des Geldes auszuspielen. Ein erstes Beispiel wäre bei der Basler Zeitung Medien denkbar, wo die Branche ständig spekuliert, wann die Tamedia den Betrieb übernimmt. Mehrheitsaktionär Matthias Hagemann betont hingegen fast krampfhaft den Willen zur Selbständigkeit.
Bei der Berner Espace Media ist dieser Zug allerdings längst abgefahren. Die Tamedia habe mittlerweile per Anfang April 2008 exakt 98,56 Prozent der Espace-Media-Aktien, gab Tamedia-CEO Martin Kall am Mittwoch bekannt, weil nach der Bekanntgabe des 80-Prozent-Zusammenschlusses viele Minderheitsaktionäre ihre Anteile zum flotten Preis von 300 Franken nach Zürich verkauft hätten. Logische Konsequenz: Jetzt denken die Firmenstrategen über eine vollständige Fusion nach. Laut Kall könnten damit «teilweise komplizierte Kreuzbeteiligungen» der beiden Firmen entflochten und interne Verrechnungen vereinfacht werden.
Mittwoch
23.04.2008