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Samstag
07.01.2006

Die Regionalisierungs-Strategie des Zürcher Tamedia-Verlags («Tages-Anzeiger», «SonntagsZeitung», Radio 24, Tele Züri, «Facts», «Annabelle», «Schweizer Familie») nimmt immer greifbarere Formen an. Nach dem 20%-Einstieg beim Winterthurer «Landboten» und dem Kauf der «Thurgauer Zeitung» im Jahr 2005 hat jetzt Tamedia-CEO Martin Kall offenbar die «Aargauer Zeitung» von Peter Wanner auf dem Zielradar. Dies erfuhr der Klein Report am Freitag aus zuverlässiger Quelle. «Die Überlegungen laufen in die Richtung, dass man sich gegenseitig nicht in die Quere kommen will», bestätigte eine selbstverständlich anonyme Quelle gegenüber dem Klein Report das Tamedia-Liebäugeln nach Baden. Peter Wanner war ferienhalber nicht erreichbar.

Zudem existieren immer konkretere Pläne für vier Regionalsplit-Ausgaben nach dem Vorbild des seit März 2005 laufenden Testprodukts für das linke Zürichseeufer und das Sihltal. Mit ähnlichen Tabloid-Splits sollen ab September 2006 auch das rechte Zürichseeufer, das Zürcher Unterland (ohne Winterthur), das Oberland und die Zürcher Innenstadt bedient werden. Helfen kann da wiederum Peter Wanner, der ähnliche Produkte bereits seit längerem in seinem Verbreitungsgebiet erfolgreich anbietet. «Wir rechnen damit, dass da etwas kommt, sind aber gelassen», sagte dazu der damit gleich ein zweites Mal in die «Gefahrenzone» rückende Theodor Gut von der «Zürichsee-Zeitung» zum Klein Report. Zusammen mit dem «Zürcher Oberländer», dem «Zürcher Unterländer», der Publigroupe und der «Neuen Zürcher Zeitung» steht er auf der anderen Seite der Front gegen die Tamedia. «Wir sind vorbereitet», sagte auch eine selbstsichere «Unterländer»-Chefredaktorin Christine Fivian am Freitag zum Klein Report.

Offiziell geben sich wie immer in solchen Fällen alle Entscheidungsträger bedeckt und ahnungslos, oder sie geben Belanglosigkeiten von sich. Bestätigt wird immerhin, dass die Regionalzeitungsstrategie der Tamedia auf grossem Feuer gekocht wird. «Wir arbeiten auf Hochtouren und die Stimmung ist gut», liess sich «Tages-Anzeiger»-Chefredaktor Peter Hartmeier vom Klein Report entlocken, ohne allerdings inhaltlich etwas auszuplaudern. «Das geht noch lange», wiegelte auch der neue «Tages-Anzeiger»-Verlagsleiter Rolf Bollmann ab, ohne aber das Konzept als solches zu dementieren. Und Tamedia-CEO Martin Kall hatte in einem Interview mit der neuesten Ausgabe des Medienmagazins «Klartext» in diesem Zusammenhang wörtlich angekündet: «Auf jeden Fall fühlen wir uns fit, um Grösseres zu tun. Wir wollen mit langem Atem vorgehen, müssen uns also die Finanzierung genau überlegen.» Immerhin will der Zürcher Verlag gleichzeitig auch noch eine zweite Pendlerzeitung unter dem Namen «20 Minutes» in der Westschweiz starten. - Mehr dazu: Tamedia lanciert Tagiplus als Stadt-Land-Kombi, Tamedia reorganisiert Zeitungsbereich und Tamedia steigert Umsatz und Gewinn im 1. Halbjahr 2005