Seit 2008 zeichnet die Tamedia herausragende Artikel, Beiträge oder Serien in ihren Medien mit einem Förderpreis aus. Das Medienhaus möchte damit den Recherchejournalismus stärken und entsprechende Leistungen honorieren. Für das Jahr 2010 zeichnete der Ausschuss fünf Journalisten der «Berner Zeitung», des «Tages-Anzeigers» und des «Magazins» für ihre Leistungen aus. Verliehen werden die Förderpreise vom Ausschuss der publizistischen Konferenz der Chefredaktionen unter dem Vorsitz von Verleger Pietro Supino. Mitarbeitende oder Teams, denen im vergangenen Jahr ein anerkannter Medien- oder Journalistenpreis zugesprochen wurde, werden bei der Auswahl automatisch berücksichtigt.
Mathias Ninck wurde für Geschichten aus dem Schweizer Justizapparat ausgezeichnet. Ninck, Redaktor beim «Tagi-Magi», erhielt 2010 für seinen Beitrag über den ehemaligen eidgenössischen Untersuchungsrichter Ernst Roduner den Zürcher Journalistenpreis. In seinem Artikel beleuchtet Mathias Ninck gemäss Jury «den Schweizer Justizapparat, der sich ungern in die Karten blicken lässt», und erzählt die Geschichte eines Mannes, der «dem Bild vom unabhängigen, unbefangenen und objektiven Richter» einfach nicht entsprechen wollte.
Martin Läubli wurde dagegen für «trockene Fakten und spannende Geschichten» ausgezeichnet. Läubli, Redaktor im Ressort Wissen des «Tages-Anzeigers», habe durch seine kontinuierliche Arbeit in den Themenbereichen Klima und Energie ein eigentliches Kompetenzzentrum beim «Tages-Anzeiger» geschaffen. Gemäss der Tamedia-Jury gelingt es ihm, harte Zahlen und knochentrockene Fakten zu spannenden Geschichten zu verweben. Die Beiträge zeichneten sich durch Verständlichkeit und Klarheit aus. Seine genauen Recherchen und seine Unvoreingenommenheit machen Martin Läubli aus Sicht des Ausschusses der publizistischen Konferenz zum glaubwürdigen und kompetenten Berichterstatter.
Ein weiterer Preisträger ist Stefan Hohler, der «mit der nötigen Distanz nahe dran» sei. Der Redaktor im Ressort Zürich des «Tages-Anzeigers» ist in den Augen des Ausschusses zugleich Reporter und Rechercheur. Hartnäckigkeit, Offenheit, Unerschrockenheit und Unvoreingenommenheit zeichneten ihn aus. Im Umfeld des Münchener Schlägerprozesses habe er beharrlich recherchiert und gekonnt Blickwinkel und Stilmittel gewechselt. Er verstehe es vorbildlich, Menschen und ihre Geschichten zu beleuchten und zu durchleuchten. Dabei gehe Stefan Hohler nahe an die Menschen heran, über die er berichtet, und bewahre trotzdem die nötige Distanz.
Schliesslich wurden auch Stefan von Bergen und Jürg Steiner - gemeinsam - für «grosse Texte, Porträts und Reportagen» geehrt. Beide sind Redaktoren beim «Zeitpunkt» der «Berner Zeitung». Sie setzten seit über zehn Jahren Samstag für Samstag kluge Akzente für ein anspruchsvolles Publikum. «Kernstück des `Zeitpunkts` sind lange Texte, Porträts und Reportagen zu übergreifenden Zeitfragen und vermeintlich unwichtigen Nebenschauplätzen», so der Ausschuss. Einen wichtigen Beitrag hätten sie in den vergangenen Jahren bei der Diskussion um die Bedeutung von Bern im gesamtschweizerischen Kontext geleistet. «Von Bergen und Steiner begleiteten diese Diskussion nicht lokalchauvinistisch, sondern hinterfragten die Rolle Berns selbstkritisch», heisst es im Jury-Urteil.
Die Förderpreise der Tamedia wurden zum dritten Mal vergeben. Die Förderung soll den individuellen Bedürfnissen der Gewinnerinnen und Gewinner Rechnung tragen und sie bei publizistischen Projekten oder einem Perspektivenwechsel unterstützen. Den Preisträgerinnen und Preisträgern werden gemäss der Tamedia finanzielle Unterstützung für eine grosse Recherche, ein Austausch mit einer anderen Redaktion im In- oder Ausland und die Möglichkeit einer Weiterbildung angeboten.