Anlässlich der Fachtagung «Jugendschutz und Fernsehen: Werte im Wettbewerb» in Berlin hat der Vorsitzende der deutschen Kommission für Jugendmedienschutz, Wolf-Dieter Ring, alle Beteiligten am Mediensystem zu verstärkten Anstrengungen für eine kindgerechte Wertevermittlung im Fernsehen aufgerufen. «Die Verantwortung gegenüber dem Gemeinwohl gerät ziemlich schnell aus dem Blickwinkel, wenn Traumquoten erzielt werden», wird Ring in einer Mitteilung der Kommission vom Dienstag zitiert. Die Verantwortung der Fernsehsender sollte sich laut Ring nicht auf das Vermeiden verbotener Inhalte wie politischen Extremismus oder Pornografie beschränken. Vielmehr sollten TV-Macher ihrem Publikum die Werte einer freien Gesellschaft wie Toleranz und Respekt gegenüber den Mitmenschen vermitteln. Es müsse ein Weg gefunden werden, «wie die notwendige Gewinnorientierung kommerzieller Medienunternehmen und der Gemeinwohlbezug zusammen realisiert werden können», sagte Ring.
Der Medienpädagoge Ben Bachmair konstatierte in seinem Referat eine Veränderung der sozialen Milieus: War das Leitmedium Fernsehen bisher die prägende Institution, beeinflussen mittlerweile durch die individualisierte, mobile Massenkommunikation viele «sozialkulturelle Umgebungen» die Entwicklung der Kinder. Für die Aufsichtsorgane bedeute die Verschiebung hin zu Abrufsystemen und nutzergenerierten Inhalten, dass die Frage nach den Verantwortlichen besonders von Fernseh- und Videoangeboten im Internet neu gestellt werden müsse.
Laut Andrea Holler vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen ist das Fernsehen für die Kinder dann wertvoll, wenn sie die Inhalte verstehen und sich sicher fühlen. Elemente, die das Harmoniebedürfnis und das moralische Empfinden der Kinder stören, gefielen ihnen nicht. Sie seien dann überfordert und könnten unter Ängsten, die beim Sehen nicht geeigneter Fernsehinhalte entstehen, lange leiden.
Susanne Eggert vom Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis erklärte in ihrem Beitrag, dass Kinder eine genaue Vorstellungen davon haben, was sie sehen möchten. Mädchen wünschten sich häufig Sendungen, die ihnen Lösungen für Alltagsprobleme anbieten. Jungen bevorzugten Action, Helden und Wissenssendungen.
Dienstag
23.09.2008