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Montag
09.01.2006

Der neue «Tages-Anzeiger»-Verlagsleiter Rolf Bollmann und Chefredaktor Peter Hartmeier sind überzeugt, dass der «Tages-Anzeiger» längerfristig nur dann seine Existenz behaupten kann, wenn sich das Blatt in den Regionen mit Splitausgaben stärker verankert. Dem Ende Februar 2005 gestarteten Beispiel am linken Zürichseeufer sollen weitere Splits am rechten Seeufer, im Unter- und Oberland sowie im Citygebiet der Stadt Zürich folgen, hatte der Klein Report bereits am Samstag enthüllt. Vor der Redaktion haben Bollmann und Hartmeier kürzlich diese vom Verwaltungsrat beschlossene «strukturelle Expansionsstrategie» als richtig bezeichnet, wie ein dem Klein Report vorliegendes internes Papier festhält. Jetzt sollen bis im März 2006 ein Konzept und ein Businessplan für nicht weniger als fünf Jahre ausgearbeitet werden.

Eingangs beklagte Bollmann «rückläufige Abo- und Leserzahlen, eine schwache Marktposition sowie teils auch hausgemachte Defizite». So seien der Aboverkauf in den letzten zehn Jahren um 16% eingebrochen und der Kioskverkauf um 20%. Die Aboverluste steigerten sich von 2004 auf 2005 von -0,2 auf -0,8%. Nur in einem Gebiet habe der «Tagi» bei den Abos zulegen können: am linken Ufer mit dem Regional-Split. Über die Kosten, die dieses Plus verursacht hat, gab er keine Auskünfte. Offen ist offenbar, ob die Splitausgaben weiterhin wie im Pilotvorhaben im Tabloid-Format erscheinen sollen.

Interessant ist die Aussage von Bollmann, dass das Auslassen der Gebiete Winterthur/Andelfingen und Säuliamt/Limmattal auf «verlegerische Entscheide» zurückzuführen sei. Es ist offensichtlich, dass höhere Entscheidungsebenen beschlossen haben, im Fall Winterthur den 2005 gewonnenen Partner «Landbote» zu schonen und im Fall Limmattal der «Aargauer Zeitung» von Peter Wanner mit ihrem Ableger in Dietikon nicht in die Quere zu kommen. Verleger Wanner druckt für die Tamedia die 20-Minuten-Splits Bern und Basel. Und ab Anfang März soll noch «20 minutes» hinzukommen. Irgendwas macht Wanner besser als die andern, vor allem lässt er sich von wilden Drohgebärden nicht aus der Ruhe bringen.

Keine Rücksicht will die Tamedia auf die Regionalblätter «Zürichsee-Zeitung», «Zürcher Oberländer» und «Zürcher Unterländer» nehmen: Diese würden unter dem Druck der «Tages-Anzeiger»-Strategie «Probleme erhalten», müssten sich zusammenschliessen, und es werde «auch zu Entlassungen bei den Konkurrenten kommen», prophezeite Bollmann. Mehr dazu: Tamedia und «Aargauer Zeitung»: «Unsinniges Gerücht» und Tamedia liebäugelt mit der «Aargauer Zeitung»