Von Hans-Georg Wenke, Chefredaktor «Druckmarkt Schweiz», hätte man am Dienstag durchaus eine Jammertirade auf das Verschwinden der guten alten Gutenberg-Technologie und das Aufkommen von digitalen Kommunikationsmitteln erwarten können. Doch es kam anders. Voller Begeisterung legte er dar, wie die eigenständige Managementzeitschrift die neuen Medien gleich selbst entdeckte und für sich nutzbar machte. So startete «Druckmarkt» unter http://www.printradio.info einen Podcast, ging also gewissermassen mit einem eigenen Produkt selbst «on air», statt verärgert in die Luft zu gehen.
Ausgangspunkt für diesen Schritt war die Feststellung, dass sich die junge Generation nicht mehr konzentrieren kann und nicht mehr liest. Wenn man demnach die «Generation Zapp» erreichen will, muss man sie in ihrem Lebensgefühl ernst nehmen, forderte Hans-Georg Wenke. Es sei «blödsinnig», Blog oder iPod vom Print trennen zu wollen, führte er aus. Vielmehr brauche es schlicht beides. «Das eine ersetzt das andere nicht; beides soll zusammen Spass machen», sagte er und zog dazu den Vergleich mit Ehefrau und Geliebter her - um auf das ärgerliche weibliche Gemurmel im Saal sogleich die Geschlechtergleichheit wiederherzustellen, indem er anfügte, dies gelte selbstverständlich auch für Ehemann und Freund. Hätte diesen Gedanken nämlich Richard Gere geäussert, dann wären auch die (Mannä und Frauä) vom Klein Report ruhig geblieben.
Sein Angebot an neuen Medien komme an, behauptete Hans-Georg Wenke, weil sich die verschiedenen Angebote ergänzen: Druck liefert Tiefgang, das Internet ist die Dokumentation, per Video gibts Infotainment, auf dem Blog erfährt man die tägliche Soap, und der Podcast ist der Teaser für alles zusammen. Nachdem er anfänglich ein Goethe-Zitat als obsolet abgetan hatte, weil sowieso niemand mehr wisse, wer der alte Herr gewesen sei, kam er dann am Schluss doch wieder auf den Weimarer zu sprechen: «Und seht nur hin, für den Ihr schreibt», habe der Geheimrat empfohlen, was durchaus auch heute noch gelte und sich in der Wahl der zielgruppenpräzisen Kommunikationsmittel äussern müsse.
Dienstag
14.11.2006