Unter den Titel «Ob gross oder klein, es gibt immer eine Chance zum Erfolg» hatte Rolf Bollmann, Mitglied der Unternehmensleitung der Tamedia, sein Referat am Publimag-Tag der Fach- und Spezialpresse gestellt. Ausgangspunkt seiner Ausführungen waren allerdings betrübliche Aussichten: Der «Tages-Anzeiger», dessen Verlag er jetzt führt, verliere laufend Leser (80 000 oder 13 Prozent seit dem Jahr 2000), und seine Leser seien im Durchschnitt 48 Jahre alt («20 Minuten»: 38,5 Jahre). Strategie der Tamedia sei es deshalb, sich sowohl auf eine Abonnementszeitung als auch auf die Gratispublikationen «20 Minuten» und neu «News» abzustützen, wobei Bollmann die im Dezember startende zweite Pendlerzeitung aus dem selben Konzern niveaumässig zwischen «Tagi» und «20 Minuten» sieht.
Der «Tages-Anzeiger» sei heute zu billig, sagte Rolf Bollmann in diesem Zusammenhang unumwunden und tönte damit bevorstehende Preiserhöhungen an: «Für einen Kaffee bezahlen Sie 4 Franken, und er ist in 20 Sekunden getrunken», zog er einen Vergleich, «die abonnierte Kaufzeitung ist für einen Franken vergleichsweise viel zu billig.» Betreffend regionale Splitausgaben konnte man seinen Worten eine Ausweitung auf die bisher noch nicht berücksichtigten Gebiete im Zürcher Limmattal und im Knonaueramt entnehmen, obschon er dies nicht explizit sagte. «Wir werden die Regionalisierung gewiss noch intensivieren», sagte er lediglich - in Baden wird man das aufmerksam und wenig erfreut zur Kenntnis nehmen.
Betreffend «Chance zum Erfolg» gab Rolf Bollmann schliesslich einige Reminiszenzen aus den Anfangszeiten von «20 Minuten» zum Besten, wo er als Geschäftsführer massgeblich am Erfolg beteiligt war. Es habe dafür keine grossen Marktanalysen gebraucht, sagte er, «nur den gesunden Menschenverstand». Und auch hinter dem Namen stehen nach seiner Darstellung keine teuren Untersuchungen, sondern der sei «aus reinem Zufall» an einem Brainstorming entstanden. Das Wichtigste für den Erfolg der Pendlerzeitung aus seiner Sicht: «Keine Berater!»
Mittwoch
14.11.2007