Die am Montag im «Tages-Anzeiger» (TA) publizierte Karikatur von Nico zur Ablehnung der Einbürgerungsvorlagen hat nicht nur Nationalratspräsident Max Binder (SVP/ZH), sondern auch viele Leser empört, die sich per Mail, telefonisch und brieflich gemeldet haben. Wie viele es waren, konnte TA-Chefredaktor Peter Hartmeier gegenüber dem Klein Report am Montag nicht quantifizieren, da nach wie vor Lesermeinungen eingingen. Er verstehe die Empörung der Leser, nicht aber die der SVP-Exponenten, weil sie Teil der Auseinandersetzung seien, die sie selbst gesucht hätten. Der «Tages-Anzeiger» will am Dienstag mit einer Karikatur Nicos und einer Stellungnahme aus seiner Feder auf die Reaktionen eingehen, sagte der Chefredaktor weiter. Ausserdem habe er Exponenten der SVP eingeladen, sich an der Debatte über die Nico-Karikatur zu beteiligen. Binder hatte am Montag im Nationalrat erklärt, es handle sich bei der Karikatur um «einen menschenverachtenden Kommentar zum Nein zu den Einbürgerungsvorlagen, der die SVP-Inserate weit hinter sich lässt». Mit der Legende «Stimmt überhaupt nicht, dass wir Ausländer nicht mögen, sie müssen nur gut gewürzt sein», lässt der Karikaturist zu einem «Puure-Zmorge SVP» einen Mann - nach den Worten der Nachrichtenagentur SDA «eine Mischung aus Bundesrat Christoph Blocher und SVP-Präsident Ueli Maurer» - am Drehspiess einen Menschen braten. Auf der Titelseite des «Tages-Anzeigers» sei «das gröbste, das tatsächlich menschenverachtendste, diskriminierende und zutiefst verletzende Bild» zu finden, sagte Binder der SDA. Es handle sich um eine unentschuldbare Karikatur. Daniel Vischer (Gründe/ZH) fragte Binder, ob er nicht frühzeitig hätte gegen SVP-Inserate auftreten sollen, die Menschen «aufs Übelste» ausgrenzten. Binder sagte, er schalte sich nicht in Abstimmungskämpfe ein. «Aber das, was heute auf der Titelseite des `Tages-Anzeigers` ist, übersteigt alles, was ich auch im Abstimmungskampf, im Vorfeld gesehen habe.» Dazu erklärte Hartmeier, dass eine Karikatur «gezeichnete Satire» ist. «Sie spitzt zu und wirkt härter und plastischer als der Text.»
Montag
27.09.2004