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Montag
03.05.2010

Im kommenden Dezember wollen Radio DRS und Schweizer Fernsehen ihre Fundrasing-Aktion «Jeder Rappen zählt» wiederholen. Dies stösst nicht überall auf Gegenliebe: Swissfundraising, der Schweizerische Berufsverband für Fundraising-Fachleute mit rund 500 Mitgliedern, kritisiert die geplante Wiederholung der Aktion in der Vorweihnachtszeit heftig.

In einem Brief an SRG-Generaldirektor Armin Walpen nimmt Swissfundraising - nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Rückmeldungen von Mitgliedern - klar Stellung. Wörtlich heisst es dort: «Der Vorstand und die Mitglieder von Swissfundraising beurteilen die Durchführung der SRG-Aktion zu diesem Zeitpunkt als äusserst ungünstig und ungeschickt. Für alle Hilfswerke ist genau diese Periode die wichtigste Zeit des Jahres, in der sie den Grossteil ihrer Spenden erhalten, sich gleichzeitig aber auch bei ihren Spenderinnen und Spendern um die dazu notwendige Kommunikation bemühen müssen. Dank ihrer Sendeinfrastruktur drohen öffentlich-rechtliches Fernsehen und Radio die Aufmerksamkeit zu monopolisieren und die Spenden sammelnden Organisationen in dieser für sie so wichtigen Zeit ins Abseits zu drängen.»

Falls die SRG die Aktion «Jeder Rappen zählt» tatsächlich wiederholen sollte, so muss nach Auffassung von Swissfundraising «unbedingt ein anderer Termin gesucht werden». Ansonsten riskiere die SRG permanente Kritik und Missstimmung in der Öffentlichkeit und bei den Hilfswerken.

Vorstand und Mitglieder von Swissfundraising stehen der Aktion aber auch im Grundsatz kritisch gegenüber. Ihrer Ansicht nach ist es «problematisch, dass die SRG als Medienunternehmen, das zum Grossteil über Konzessionsgelder finanziert wird und primär einen Informationsauftrag hat, sich auf diese Weise auch als Fundraising-Organisation betätigt und die auf Spenden angewiesenen Hilfswerke konkurrenziert.» Dies betreffe, so heisst es im Brief, insbesondere jene Organisationen, die nicht im Bereich der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit engagiert seien.

Swissfundraising ist besorgt darüber, dass ein Projekt, das aus Sicht der SRG in erster Linie der Hörerbindung diene, negative Auswirkungen auf das Fundraising insgesamt zeitigt: «Diese medial inszenierte und durch faktische Medienmacht ermöglichte Gewinnung von Spenden löst eine Spirale aus, welche die Hilfswerke zwingt, auch ihr Fundraising spektakulärer und aufdringlicher zu gestalten.» Das bedeute aber, so Swissfundraising weiter, auch eine ungesunde und problematische Erhöhung der Werbekosten, die sich die Hilfswerke gar nicht leisten könnten. Die SRG ihrerseits müsse den von ihr erzeugten Werbedruck nicht monetarisieren, sie arbeite im Grunde genommen ohne Vollkostenrechnung.

Swissfundraising erinnert daran, dass öffentlich-rechtliches Radio und Fernsehen eine hohe Verantwortung hätten, was ihren Auftritt im Fundraising angeht, und schliesst: «Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass es in dieser Hinsicht bei der SRG an Problembewusstsein mangelt.»