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Montag
22.11.2004

Die Swisscom hat ein mögliches Übernahmeobjekt ausgemacht und prüft den neuerlichen Einstieg bei Cesky Telecom. Die Schweizer Marktführerin hat sich auf die Interessentenliste für den früheren tschechischen Monopolisten setzen lassen. Ein Swisscom-Sprecher bestätigte am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA entsprechende Angaben eines tschechischen Regierungsvertreters. Jede weiter gehende Aussage lehnte er ab. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte berichtet, die Swisscom habe sich ebenso wie Telekom Austria auf die Interessentenliste für den verbliebenen Staatsanteil von 51 Prozent setzen lassen.

Gemäss Regierungsunterlagen seien sechs Telekomgesellschaften und eine grössere Zahl von Beteiligungsgesellschaften interessiert. Die Cesky Telecom soll vollständig privatisiert werden. Eine Entscheidung ist für den 1. Dezember vorgesehen. Es geht gemäss den tschechischen Angaben um ein Volumen von 2,2 Mrd. Dollar. Dieser Preis liegt im Rahmen der Möglichkeiten der Swisscom. Der schuldenfreie Telekomkonzern wies per Ende September freie Mittel von 2,573 Mrd. Fr. aus. Bis Ende Jahr dürften es 3 Milliarden sein, sollte nicht doch noch eine grosse Übernahme erfolgen, wie Konzernchef Jens Alder bei der Vorlage des Neunmonatsabschlusses erklärt hatte. Die Swisscom sei weiterhin am Einstieg bei einem ehemaligen Monopolisten in Europa interessiert, hatte er erklärt. Gespräche mit Telekom Austria waren gescheitert.

Wenn es nicht zu einer grösseren Übernahme kommt, will die Swisscom die erarbeiteten freien Mittel wie schon in den letzten Jahren an die Aktionäre ausschütten. Grosse Auswirkungen auf den Börsenkurs hatte die Meldung aus Prag am Montagmorgen nicht. Die Swisscom-Aktie notierte um 11.30 Uhr unverändert bei 443.50 Franken. Die Swisscom war bis vor knapp einem Jahr bereits einmal an der Cesky Telekom beteiligt. Sie hielt gemeinsam mit der niederländischen KPN 27 Prozent. Nach einem Buchverlust im hohen zweistelligen Millionenbereich hatte sich die Swisscom zurückgezogen und ihren Anteil für rund 500 Mio. Fr. an internationale Investoren verkauft. Bereits 2002 hätte die Cesky Telecom, die zu 51 Prozent in Staatbesitz ist, verkauft werden sollen. Ein Konsortium aus Deutscher Bank und der dänischen TDC hatte von der tschechischen Regierung bereits den Zuschlag erhalten. Minderheitsaktionäre hatten das Kaufangebot jedoch abgelehnt. Beobachter in Prag gehen nun davon aus, dass die Regierung ihre 51-Prozent-Beteiligung möglicherweise lieber über die Börse verkaufen will, da dann schneller mit Einnahmen für die Staatskasse zu rechnen wäre.