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Montag
05.12.2005

Die Swisscom-Spitze hat am Montag den Bundesrat in scharfen Tönen kritisiert. Seine Entscheidung gegen Auslandengagements seien «unqualifiziert» und in Verkennung der Realitäten. Swisscom-Verwaltungsratspräsident Markus Rauh und Konzernchef Jens Alder zeigten sich am Montag in ihrer ersten Stellungnahme nach dem «Niet» des Bundesrates zu teuren Auslandengagements enttäuscht über das Vorgehen des Mehrheitsaktionärs.

«Ich bin erstaunt und konsterniert, dass der Bundesrat, dem die Swisscom in den vergangenen Jahren mehr als zehn Milliarden Franken in die Kasse geschwemmt hat, die Swisscom über Nacht als bedrohliche Altlast behandelt, die man lieber heute als morgen los ist», sagte Rauh in Zürich vor den Medien. Doch zuvor wolle der Bundersat die Swisscom noch «kräftig ausmelken». Die Swisscom werde vom Bundesrat «indifferenziert» zum potenziellen Swissair-Sanierungsfall abgestempelt und werde «bevormundet und bevogtet». Es treffe ihn persönlich, wenn die Swisscom «mit pauschalen Vorwürfen» in der Öffentlichkeit schlecht gemacht werde, sagte Jens Alder.

«Hier handelt es sich um ein Niet zu Eircom», sagte Rauh. Die Argumente gegen die Beteiligung an der irischen Gesellschaft seien «unqualifiziert». Er werte sie als politischen Entscheid. Im Gegensatz zur bundesrätlichen Entscheidungsfindung sei das Dossier Eircom bereits seit einem Jahr auf dem Tisch. Dem Übernahmeversuch sei eine sorgfältige Prüfung vorausgegangen. Der Bundesrat sei über sämtliche Schritte informiert gewesen, sagte Rauh.

Auch bei anderen Projekten wie der Telekom Austria oder der Cesky habe der Bundesrat die Auslandstrategie der Swisscom gestützt. Swisscom hatte zuletzt im August 2004 versucht, Telekom Austria unter seine Fittiche zu nehmen, und war dabei genauso wie bei Frühjahr 2005 bei der tschechischen Cesky Telecom leer ausgegangen. Alder betonte, dass das Schweizer Geschäft langfristig nur durch Auslandinvestitionen gesichert werden könne. Schon heute sei Swisscom international vernetzt. Swisscom werde die Strategie im Kerngeschäft weiterführen. - Mehr dazu: Swisscom bricht Gespräche mit Eircom ab, Alder bleibt