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Montag
03.09.2001

An der Pizoltagung der SVP des Kantons St. Gallen haben sich Politiker und Berufsjournalisten am Samstag an den runden Tisch gesetzt. Die Diskussionen rund um das Tagungsthema «Die Macht der Medien» ergaben, dass die Macht der Medien offenbar kleiner ist, als oft dargestellt wird. Der Zürcher Nationalrat Christoph Mörgeli sprach von einem «fantasielosen links-liberalen Einheitsbrei in den Schweizer Medien». Er warf ihnen vor, zu regierungstreu zu sein statt Kontrollorgan der Staatsverwaltungen. Zudem werde dauernd die Wirtschaft kritisiert und mehr Sozialstaat gefordert. Doch auch Mörgeli war der Ansicht, dass die Macht der Medien begrenzt ist. «Obwohl die Medien die SVP seit Jahren in die Pfanne hauen, ist die Partei immer stärker geworden», meinte er. Wenig Probleme habe, wer mit den Medien offen und ehrlich umgehe, betonten der Thurgauer Nationalrat und Schweizer Bauernverbandspräsident Hansjörg Walter und der St. Galler Nationalrat Elmar Bigger. Als Beispiel für die begrenzte Medienmacht nannte Walter die EWR-Abstimmung: Obwohl sich die meisten Medien dafür eingesetzt hätten, habe das Volk nein gesagt. Er bedauerte die Trends zu kurzen statt differenzierten Meldungen sowie «die Strategie grosser Medienhäuser, Personen um jeden Preis abzuschiessen». Politiker und Journalisten waren der Ansicht, dass letztlich die Konsumenten, denen eine grosse Urteilsfähigkeit bescheinigt wurde, über den Erfolg von Medienprodukten entschieden. Wie überall würden nur jene überleben, die qualitativ guten Journalismus böten, sagte Leo Coray, Co-Verbandspräsident der freien Berufsjournalisten. Medien könnten nur vorhandene Themen aufnehmen und diese verstärken, nicht aber gute oder schlechte Politik machen, ergänzte Markus Löliger vom «St. Galler Tagblatt». Er vermisse eine Mediengesetzgebung, worin die behördliche Informationspflicht verankert sei. Als Vertreter der elektronischen Medien stellten Patrick Senn von «Tele Ostschweiz» und Alex Hasler von Buchser «Radio Ri» deren Bedürfnisse dar. In ihren «schnellen Medien» seien sie auf Politiker angewiesen, die bei aktuellen Ereignissen rasch verfügbar seien und «verständlich sprechen können». An der sechsten SVP-Pizoltagung nahmen 200 Mandatsträger und Parteifunktionäre aus dem ganzen Kanton teil.