Der Walliser SVP-Nationalrat und Gymnasiallehrer Oskar Freysinger kann nicht Mitglied im Schriftstellerverband Autoren & Autorinnen der Schweiz (AdS) werden. Der AdS hat seine Aufnahme abgelehnt. An seiner Sitzung vom Mittwoch dieser Woche ist der AdS-Vorstand zum Schluss gekommen, dass Freysinger «die Voraussetzungen für die Verbandsmitgliedschaft beim AdS nicht erfüllt».
Freysingers publizistische und politische Aktivitäten machten deutlich, «dass er die gesellschaftspolitischen und ethischen Grundvorstellungen des Verbandes nicht teilt». Seine Gedichte seien «frauenverachtend», und seine «diskriminierenden Äusserungen gegenüber Minderheiten» stünden in Widerspruch zur statuarischen Verpflichtung des AdS, einen Beitrag zu einer solidarischen und offenen Gesellschaft zu leisten.
«Der AdS hat ein politisches Urteil gefällt, denn als Autor erfülle ich klar die Richtlinien», sagte Freysinger am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. «Ich verzichte jedoch darauf, im Parlament einen Vorstoss gegen den AdS zu unternehmen», sagte Freysinger. Hingegen habe er vor, einen «Zusammenschluss von rechten Intellektuellen» zu gründen, um «das Monopol der Linken über die Kultur zu brechen», führte Freysinger aus.
Der AdS wird vom Bundesamt für Kultur jährlich mit 536 000 Franken subventioniert. Rund 170 000 Franken nimmt der Verband aus Beiträgen seiner rund 900 Mitglieder ein. Freysinger hatte im November 2004 unter dem Titel «Brüchige Welten» seinen Erstling mit Kurzgeschichten veröffentlicht. Er war damit in die Schlagzeilen der Boulevardpresse geraten, weil sich in einer Kurzgeschichte zwei lesbische Musliminnen lieben.
Samstag
22.01.2005